Dienstag, 22. Dezember 2009

Abgemeldet. Weihnachtsblogpause.

Heute mit wunden Fingern das letzte Weihnachtsgeschenk fertiggestellt, fotografiert (für den "Werkkatalog") und eingepackt. (Klar, dass das hier nicht veröffentlicht werden kann.)
Der Maurer war da, betrachtete den Schimmel, kletterte einmal halb aus dem Fenster, schüttelte betrübt den Kopf, und bemängelte die Kälte im Schlafzimmer (zwei Außenwände). Die Kälte im Schlafzimmer hatte ich auch schon mal bemängelt, aber was soll ich tun? Die Heizung dort heizt eben nicht so wie im Rest der Wohnung (weniger Heißwasserschlingen im Estrich?), die sich nach kurzem Zwischen-Hoch jetzt zwischen 19 und 20°C einzupendeln scheint. Abwarten!
Der Maurer verließ die Wohnung und fand den Besitzer des Nebenan-Appartments im Nachbarhaus, das an unserere Außenwand grenzend mit einer großen Dachterrasse gesegnet ist. Von dort scheint der Übeltäter ausfindig gemacht worden zu sein: rissige Wand und Efeu.
(Vom Efeu können wir viel lernen:
er ist sehr grün und läuft spitz aus.
Er rankt rasch, und er ist vom Haus,
an dem er wächst, schwer zu entfernen.

Was uns der Efeu lehrt? Ich will es so umschreiben:
Das Grünsein lehrt er uns. Das rasche Ranken.
Den spitzen Auslauf und, um den Gedanken
noch abzurunden: auch das Haftenbleiben.

Robert Gernhardt; Lehrmeisterin Natur)

Haftenbleiben kann der Efeu, indem er in die Mauer kriecht. Mit ihm kriechen Frost und Feuchtigkeit und was-weiß-ich-was-schädlich-für-die-Wand-ist. Hinzu kommt der Temperaturunterschied zwischen draußen und drinnen, sowie drinnen (Schlafzimmer) und drinnen (restliche Wohnung), der offenbar dazu führt, dass sich an der vorgeschädigten Wand besonders viel Kondenswasser niederschlägt.

Bei diesem Wetter (kalt, Schnee) und dieser Jahreszeit - d. h. zwischen zwei Jahren - läßt sich unser Problem nicht so gut beheben. Immerhin dürfen wir im Januar in die gerade frei gewordene Nachbarwohnung ausweichen. Ab Februar sollte der Schimmel dann besser verschwunden sein.

Sicherheitshalber begebe ich mich ab morgen in die Weihnachtsferien. Bloggen ist unwahrscheinlich. Falls ich mich also dieses Jahr nicht mehr melde - gesegnete Feiertage und guten Rutsch - wir sehen uns 2010!


Link:

http://www.sagen.at/doku/zauberpflanzen/h.html

http://souvenirs.jotefa.de/robert_gernhardt

Sonntag, 20. Dezember 2009

Let it snow, let it snow. No warm place to go.

Also bis Weihnachten soll es ja wieder milder werden, der Schnee wäre damit wohl auch erledigt. Also nix mit "White Christmas". Aber welcher Stadmensch träumt schon ernsthaft von Schnee? Eis und Matsch, oder - noch schlimmer - vereister Matsch auf den Straßen und Gehwegen. Auf die nassen Füße könnte ich auch verzichten. Aber vielleicht sollte ich mir auch einfach nur einmal ordentliche Winterstiefelchen besorgen - genau! Wie konnte ich mir diese wunderbare Ausrede, neue Schuhe zu kaufen, solange entgehen lassen?

Dennoch: das frightfulle weather outside kann man natürlich stets durch delightfulles fire inside ausbalancieren. Leider haben wir keinen Kamin. Wir haben eine Fußbodenheizung. Wir haben eine Fußbodenheizung, die nicht richtig funktioniert. Momentan sind es knapp 14°C im Wohnzimmer.

Im Schlafzimmer hält man sich am besten voll bekleidet, ausgestattet mit mehreren frisch gefüllten Wärmflaschen und eingemummelt in alle vorhandenen Daunendecken auf. Oder gar nicht - die mangelhafte Heizung hilft nämlich nicht dabei, den Schimmel wieder aus der Wand zu bekommen. Wir haben ihn am Mittwoch entdeckt. Die Wand am Kopfende unseres Bettes ist bis zur Höhe der Gürtellinie damit durchwachsen.

Links
http://www.youtube.com/watch?v=m51ay8nXIeU

Irgendwie scheint mir das öfters zu passieren. Letztes Jahr flog mir fast der Boiler um die Ohren - wisst Ihr noch? lieber kalt als abgebrannt


Edit:
Irgendwann sprang die Heizung an. Heute sind es mollige 23,2°C. Fast schon ein bisschen zu warm. Wie es is', isses falsch... Aber es wäre schön, wenn wir bald herausfinden könnten, wie das Ding zu regulieren ist, oder ob es eigenen Gesetzen folgt.
Edit 2: Inzwischen (Dienstag) sinkt die Temperatur wieder. Momentan stehen wir bei 19,2°C. Mir ist klar, dass man Fußbodenheizungen nicht so regulieren kann wie eine "normale" Zentralheizung. Aber dass sie sich selbst so schwankend reguliert ist schon irgendwie merkwürdig.

Samstag, 19. Dezember 2009

Hamburger Museen streichen 70 Stellen.

Bis 2019 fallen allein an der Hamburger Kunsthalle 17 Stellen weg. Niemand soll gekündigt werden, vielmehr scheiden die vorhandenen Mitarbeiter altersbedingt aus, und die Stellen werden dann nicht neu besetzt.
Warum das Ganze? Sparzwang, natürlich. Aber das meine ich auch nicht.
Die Frage ist aber: was machen diese 17 Leute in der Kunsthalle heute, das so unwichtig ist, dass es in Zukunft nicht mehr erledigt werden muss?

Oder wird es erledigt, nur anders, billiger? (Irgendwie muss man diese ganzen auf Praktika angewiesenen BacholorEtten ja unterbringen... ) Oder werden stattdessen die Aufgabengebiete der verbleibenden Mitarbeiter umverteilt?
Wie glaubt denn die Stadt Hamburg, dass Museen attraktive und originelle Ausstellungen machen können, wenn das Personal dafür fehlt? Wie sollen denn die Besucherzahlen wachsen und eine Klientel angeworben und bedient werden, die nicht dem klassischen Bildungsbürgertum entstammt? Auch das wäre Bildungspolitik...

"Ich brauche keine Führung, ich hör den AudioGuide/lese den Katalog..." hat mir mal jemand gesagt, als ich mein berufliches Selbstbild (Kunst-Vermittlerin, Kunst-Dolmetscherin) beschrieben habe. Genau. Die Kataloge wachsen auf Bäumen, die muss man nur noch pflücken. Und die Audio-Guides produzieren sich auch von selbst.
Was leider stimmt: beides kann man auf den Markt bringen ohne (bei einem Museum) fest angestellt zu sein. Oder sollte ich sagen: Zum Glück?

Ich glaube, über kunsthysterische Berufsaussichten hab ich noch nie geschrieben. Zuletzt gings um Museen hier:Slow Art. Ein neuer Trend im Museum.

Quelle:
http://hw71.wordpress.com/2009/12/19/deutschland-auch-hamburger-museen-mussen-stellen-streichen/
Bildquelle:
http://eaobjets.files.wordpress.com/2009/02/kinder-vor-das-eismeer-von-caspar-david-friedrich.jpg (Rechte bei (c) Hamburger Kunsthalle)
Links:
http://www.hamburger-kunsthalle.de/

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Studierendenproteste in Folge: Was geht bei "Bologna" schief?

Hier ein schöner, wissenschaftlich-systematischer Artikel, der der Diskursanalyse und damit einem Vorankommen der nennen-wirs "Gespräche" sicher dienlich ist:
http://www.academics.de/blog/index.php/aktuelle-themen/zehn-jahre-bologna/

Bitte dort weiterlesen, weil es dort besser steht als ich es sagen könnte und ich eben schon zum gleichen Thema gepostet habe: Studierendenproteste in Folge: "Räumen beendet garnix!"

Studierendenproteste in Folge: "Räumen beendet garnix!"

Davon abgesehen, dass man "gar nicht" (analog wohl "gar nix") gar nicht zusammen schreibt, ist diese Ankündigung auf dem Transparent vor dem nunmehr nach vollen vier Wochen Besetzung "geräumten" Hörsaal 1 eine tröstliche Angelegenheit. Klingt auch so hübsch kämpferisch, und täuscht völlig darüber hinweg, dass der Hörsaal von den Studierenden selbst geräumt wurde - ein kontrollierter Rückzug. Wenn es nach der Hochschulleitung gegangen wäre, hätten die Studierenden wahrscheinlich dort auch einen Weihnachtsbaum aufstellen und auf das Christkind warten können. Fakt ist, dass schon seit zwei Wochen andere Studierende angefangen hatten sich zu beschweren - die wollten nämlich schon länger ihren Hörsaal wiederhaben. (hier, besonders in den Kommentaren...)

Auch "Freiraum erkämpfen!" klingt wunderbar martialisch. (hab leider keine Kamera hier, sorry: versuche ein Foto nachzureichen!) Viel besser als "Vorhandenen Freiraum endlich nutzen!" - denn seien wir ehrlich: der AStA klagt auch in Lüneburg über Nachwuchssorgen, denn die Bachelors und Bacheloretten wollen sich alle nicht fürs zeitaufwendige StuPa aufstellen lassen. Das heißt wohl, die offiziellen, vorhandenen Gremien für die studentische Mitbestimmung werden nicht so flächendeckend genutzt, wie es möglich wäre. Und damit werden auch nicht die vorhandenen Räume genutzt, denn natürlich hat der AStA in Lüneburg mehrere Räume zur Verfügung, in denen man sich regelmäßig treffen kann. Und mittwochs nachmittags dürfen laut Leuphana Bachelor Rahmenstundenplan keine (Pflicht-) Veranstaltungen stattfinden, explizit um Freiraum für studentisches Engagement und Gremienarbeit zu ermöglichen.

(Wieso werden die vorhandenen Freiräume nicht genutzt? ist also m. E. die interessantere Frage - vielleicht weil sie von den Nachwuchs-68ern und anderen Kapitalismuskritikern so vereinnahmt werden, dass sich "nur" für Hochschulpolitik interessierende Studierende abgeschreckt fühlen? Offenbar hat die organisierte Studierendenvertretung Akzeptanzprobleme. Wieso wurde denn so großen Wert darauf gelegt, dass die Hörsaal-Besetzung nicht vom AStA organisiert wurde, sondern von "richtigen" Studierenden? Der AStA an sich ist zwar wichtig und leistet gute Arbeit, aber er ist nicht wirklich demokratisch legitimiert ( x% der Stimmen von 29% der Wahlberechtigten? Hallo?? findet ihr das wirklich repräsentativ?) Warum wollen die Besetzer nicht einmal einen Freiraum in der Nähe des (sehr zentral platzierten) AStA-Büros? Und warum wollen sie den einzigen Raum, über den das Präsidium nicht verfügen kann, weil er der Campus Management AG gehört?
Aber das nur am Rande...)

Nun zu den Erfolgen der Besetzung hier auf lokaler Ebene:
1. Man hat sich ein Gespräch mit dem Präsidenten erstreikt! Hurra - obwohl er das natürlich schon am Tag 1 der Besetzung angeboten hatte. Aber da wussten die Studierenden ja noch gar nicht, was sie eigentlich wollen und mußten das erstmal beraten. Is' ja auch richtig so.

2. Man kämpft für die Abschaffung der Anwesenheitspflicht. (hier und nochmal hier) Wirklich? Wenn das Eure größte Sorge ist, dann jammert Ihr in Lüneburg wirklich auf verdammt hohem Niveau... Denn, seien wir mal ehrlich: laut RPO im Leuphana Bachelor gibt es überhaupt keine Anwesenheitspflicht. Sie ist zumindest keine Studienleistung. Und wenn eine Empfehlung ausgesprochen wird, dass die Studierenden doch bitte an 75% des Seminars auch tatsächlich teilnehmen wollen - wer will einem Lehrenden das verdenken?
Immerhin geht es hier um Bildung. Wissen erwerben - also ein Buch lesen - kann ich auch alleine zu Hause im stillen Kämmerlein. Aber Bildung - sei es Persönlichkeitsbildung oder auch nur Meinungsbildung - Bildung erwerbe ich allein in der Auseinandersetzung mit anderen, und zwar in der Diskussion über das zuvor im o.g. Buch gelesene abstrakte Wissen.
Daraus folgt

1. dass ich ins Seminar gehe und
2. dass ich vorbereitet ins Seminar gehe. Und
3. sollte ich dann dort tunlichst den Mund öffnen, und mich aktiv beteiligen.

Dafür zahlen wir Geld, dies ist die Infrastruktur, die uns nur eine Universität bieten kann, hier findet die "exzellente" Lehre statt, um und für die wir kämpfen - und dann habt Ihr das größte Problem damit, dass von Euch erwartet wird, tatsächlich teilzunehmen? Findet Ihr das nicht auch ein bisschen paradox?

Persönlich habe ich genug Lehrerfahrung um beurteilen zu können, wie frustrierend es sein kann, wenn man einen sorgfältig durchdachten Seminarplan erstellt hat, nur damit dieser durch das offensichtliche Desinteresse (schlechte Vorbereitung, unentschuldigtes Fernbleiben) von Studierenden torpediert wird. Auch ist es das Recht der Lehrenden zu wissen, wer wann da war und bestimmte Informationen tatsächlich erhalten/Referate gehört/ an Diskussionen teilgenommen hat. Anwesenheitslisten können das gut dokumentieren.

Und auch wenn einige Lehrende der Versuchung erliegen, eine in der RPO nicht verankerte Anwesenheitspflicht mittels solcher Listen zu suggerieren - ja seid Ihr nun erwachsene, selbstverantwortliche Menschen mit Informationskompetenz oder nicht? Laßt einzelne Lehrende doch leere Drohungen aussprechen - sie können und dürfen Euch nicht wegen mangelnder Teilnahme von Prüfungsleistungen ausschließen! Persönlich wage ich zu äußern, dass die meisten Studies von einer regelmäßigen Teilnahme auch in der Prüfung profitieren würden - und zwar schlichtweg, weil sie dann besser auf die Prüfung vorbereitet wären. So simpel ist das nämlich manchmal.

Allerdings ist mir allerdings schon aufgefallen, dass in der direkten persönlichen Auseinandersetzung mit Prüfungsberechtigten unsere ach-so protestbereiten Studierenden häufig nicht einmal zu einer erwachsenen Gesprächsführung (höflicher Ton und Wortwahl) bereit sind. Sie schreiben geradezu unverschämte Briefe an Prüfungsamt, Studiengangskoordinatoren, oder das in diesem Kontext weitestgehend anonyme Präsidium und fordern dies oder jenes.
Die Forderungen sind oft berechtigt - es geht mir um grundlegende Anzeichen von Höflichkeit und Respekt - aber warum sprecht Ihr nicht direkt mit dem für den Mangel verantwortlichen (Dozenten)?
Warum traut Ihr Euch nicht, öffentlich und auch im Angesicht von möglichen Sanktionen (die wohl in 99% der Fälle unbegründet bloß befürchtet werden) einmal zu Eurer Meinung zu stehen? Dazu gehört weit weniger Zivilcourage als die "Weiße Rose" damals aufbringen musste, und doch möchten bspw. die drei Sprecherinnen des besetzten Hörsaal 1 ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen. (hier) Ja Himmelsakra, warum denn nun eigentlich nicht? Schämt Ihr Euch? Angst vor Exmatrikulation? Glaubt Ihr wirklich, eine geduldete Hörsaalbesetzung mit der allseitigen Ermutigung zu konstruktiven Gesprächen führt zu Exmatrikulation? Oder man könnte die "Rädelsführer" aus einem festen Kern von 40 Besetzern nicht durch einfaches Vorbeigehen identifizieren? Ist "Kaja" etwa ein so häufiger Vorname!?
Werdet erwachsen!
Wie aufgeschlossen gerade auch Präsident Spoun Euren Forderungen gegenüber ist, habt Ihr doch selbst dokumentiert:



Statt das Angebot einer konstruktiven, auf win-win angelegten Zusammenarbeit anzunehmen, wohlt Ihr Euch nicht "niederkuscheln" lassen. Schön, wenn der Feind identifiziert ist. Allein, die Begründung des Feindbildes entgegen jeglicher Erfahrungswerte schmeckt nach ererbtem Vorurteil.
Wohlgemerkt: ich bin den Studierendenprotesten wohlgesonnen. Aber Ihr macht es mir verdammt schwer, mich nicht über sie lustig zu machen, denn zu sehr scheint alles einer vorgegebenen Inszenierung zu folgen, die nicht authentisch wirkt. Wahrscheinlich war das bei uns damals genauso, aber Ihr bleibt echt hinter Euren Möglichkeiten zurück. Weil Ihr immer noch APO spielt, aber an deren Ideen nicht mehr glaubt. Weil Ihr Euch nicht mal traut, Euren kleinen (aber wichtigen) Forderungen Euren Namen und Euer Gesicht zu geben. Und weil Ihr nicht bereit seid, verantwortliche Konsequenzen aus Eurem Unmut zu ziehen (z. B. durch konstruktives und vor allem dauerhaftes und daher anstrengendes Engagement in den immer noch vorhandenen hochschulpolitschen Gremien).
Und dann rasselt Ihr wieder mit den Säbeln und probt Eure unnütze und überflüssige Krawallrhetorik, nur weil das kulturelle Gedächtnis sich immer noch an Dutschke und Co orientiert. Das ist doch traurig. Ihr wollt nicht sein wie "die Leute vom AStA"? Benehmt Euch nicht so.
Irgendwie tut Ihr mir alle ein bißchen leid.

Bildquellen:
http://www.flickr.com/photos/hoersaal1lg/4155879602/
und http://hoersaal1lg.zzl.org/?p=583

Links:
http://hoersaal1lg.zzl.org/?p=461
http://www.asta-lueneburg.de/fileadmin/images/wahlen/Hochschulwahl_Dezember_2008/2008-12-06_Festellung_Wahlergebnis.pdf
http://hoersaal1lg.zzl.org/?p=597
http://hoersaal1lg.zzl.org/?p=721
http://hoersaal1lg.zzl.org/?p=706
http://www.leuphana.de/fileadmin/user_upload/VERWALTUNG/praesidium/intern/intern2007/Gazette_09_07.pdf
http://www.landeszeitung.de/lokales/hochschule/news/artikel/studenten-fordern-mehr-demokratie/
http://www.youtube.com/watch?v=7-l8dJzTA-k&feature=player_embedded

und ja: zuletzt ähnliches zum gleichen Thema hier: Studierendenproteste in Serie. Heute: Studiengebühren (3. und letzter Teil)

Sonntag, 6. Dezember 2009

Nikolaus. Zweiter Advent. Sonntag. Jahrestag.

Hatte heute morgen die Stiefel gestrichen voll.
Gut gefüllte Stiefel mit niederländischen Süßigkeiten und so Zeug.

Und auch wenn ich sie selber befüllen musste, war die große Überraschung doch ein riesiges Paket mit "Füllmaterial" gewesen, das uns schon vor einigen Tagen aus dem europäischen Ausland erreicht hatte und mehrere Tage lang nicht geöffnet werden durfte (!!!)
Sowas geht ja gar nicht.
:-)
Ging dann aber doch, und wie gesagt: der Inhalt landete teils im Stiefel, teils daneben, und verstärkt nun (die Bäume im Hintergrund!) die bisher installierte Weihnachtsdeko-Ecke, die vorher vielleicht auch etwas zu minimalistisch war. Trotzdem: für ein bisschen passende Stimmung sorgt es allemal.
Zumindest im Krippe-Land sieht's winterlich-frostig aus.

Der Adventskalender macht mir ehrlich gesagt noch immer etwas Angst. Hoffentlich hält der Haken. Die Kerzen werden wir aber sicherheitshalber wohl erst wieder NACH dem 24. anzünden.
Ja, der hängt schief. Das tariert sich aber täglich neu aus...

Aber das Teelicht im Stövchen ist sicher, und so mache ich es mir an diesem heutigen mehrfach-Feiertag jetzt bei Tee und den gestern gebackenen Lebkuchen gemütlich.

Sehr geringer Anteil der gestrigen Lebkuchen-Produktion

Da der Meinige seine Mannschaft zum Glück ohnehin nur in der Kneipe verfolgen kann, habe ich Zeit für einen ausgiebigen Streifzug durch Blogland - schließlich ist Sonntag, Tag der Ruhe und Erholung! (Und ja, diese Beziehung ist gefestigt!)
Und morgen geht's wieder einmal an die Diss - denn die (gefühlte) zwei-Stunden-Netto-produktive-Arbeit-pro-Tag von letzter Woche sollte sich morgen und übermorgen noch steigern lassen.
Hoffe ich.
Und wenn das erledigt ist, findet sich vielleicht auch wieder Zeit für die Studierendenproteste. Die protestieren doch noch?

Ha! Ein Artikel ohne Links! das gab's ja noch nie!
Aber mit Bezug auf Adventskalender. Erste Tür.
und natürlich Studierendenproteste in Serie. Heute: Studiengebühren (3. und letzter Teil)

Dienstag, 1. Dezember 2009

Adventskalender. Erste Tür.




via hier.

Da marrisch mal gleich nochne Fulasche auff...

http://skizzenblog.clausast.de/?p=1888

Letztes Jahr war offenbar meine einzige, versteckte Referenz zum Advent hier: Umzug vollzogen

Studierendenproteste in Serie. Heute: Studiengebühren (3. und letzter Teil)



Die Studierendenproteste sind offenbar NOCH globaler, als man bisher mitbekommen hat. Das ist insofern erstaunlich, als es 2009 anders als 1969, viel unpolitischer zugeht bei den Protesten. Waren es damals über die konkrete Situation an den Universitäten hinausgehende politische Anliegen (Vietnam Krieg, Antikapitalismus, Schah-Besuch und APO), die eine Medienöffentlichkeit sicherten, ist der Protest heute offenbar überall mehr auf das Wesentliche beschränkt: Studiengebühren, Studieninhalte, universitäre Infrastruktur. In Lüneburg wurde der Hörsaal ganz explizit NICHT vom AStA besetzt, sondern von "richtigen" Studierenden (also wohl solchen, die sich sonst nicht organisiert hochschulpolitisch engagieren). In München gibt es eine Facebook-Gruppe gegen die "Hippies im Audimax".

Dass der sozial beschränkte Zugang zu höherer Bildung natürlich doch ein hochpolitisches Thema ist, sieht man auch und vor allem an den Protesten in Kalifornien: friedlich demonstrierende Studierende wurden dort mit Tasern (Elektroschocker) konfrontiert, Polizei erschien in voller Straßenkampf-Rüstung. Dort steigen die Studiengebühren übrigens um 32% auf über 10.000 $/Jahr. Und die UC ist noch nicht mal eine der berühmten privaten Hochschulen, sondern staatlich. Soweit zur Finanzkrise, und "richtigen" Studiengebühren.

Ich bleibe dabei: Jede Gebühr, die einen begaben jungen Menschen vom Studieren abhält, ist zu hoch. Aber alle, die sich das Studium leisten können, sollten sich mal fragen, was Ihnen die Chance auf Bildung wert ist. UND aufhören, ständig über Anwesenheitspflicht und Lesekontingent und andere Aufgaben zu nölen: Nix ist Pflicht. Das Studium ist nicht Pflicht. Aber wenn ein Dozent empfiehlt, ein Buch zu lesen, dann ist das wahrscheinlich nicht Schikane, sondern der beste Weg, etwas zu lernen... Es würde vielen protestierenden Studierenden gut anstehen, ihre Chance trotz widriger Umstände zu nutzen, indem sie ihre Schülermentalität (ich muss das lernen) ganz rasch gegen eine Studentenmentalität (ich will das lernen) eintauschen. Das ist nervig und schwierig, wenn man grad 19 ist und bisher geglaubt hat, erwachsen sein hieße vor allem, selbst zu bestimmen wann man schlafen geht (und mit wem). Die Leute, die man in der Schule "Streber" geschimpft hat, haben es da leichter.




Links:
http://www.youtube.com/watch?v=0OQtp1UJpOo
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,663831,00.html
http://www.feministing.com/archives/019050.html?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+Feministing+(Feministing)

Samstag, 21. November 2009

Studierendenproteste in Serie. Heute: Studiengebühren (Teil 2)

Zuletzt haben wir uns mal angeschaut, was Studiengebühren eigentlich sind, wofür sie erhoben werden und was damit geschieht. Stehengeblieben waren wir bei der Frage: und was wollen wir nun damit tun, jetzt wo sie da sind?

Im Großen und Ganzen gibt es zwei Möglichkeiten. (Natürlich gibt es noch viel mehr, aber schon so wird es komplex und lang genug für diesen kleinen Blog. Seien wir doch ehrlich zu uns selbst: das will doch sonst keiner lesen, geschweige den schreiben. Denn schließlich versuche ich, die Arbeit an meiner Diss mit dem Bloggen hinauszuzögern, nicht sie durch ein anderes Projekt zu ersetzen!)

1) Studiengebühren wieder abschaffen
Dies ist, wenn man die Evolution der Forderung von „Studiengebühren gar nicht erst einführen“ in den 1990er Jahren noch zurückführt auf die Abschaffung der Hörergelder in den 1970er Jahren, sicherlich die älteste Forderung der Studierenden.

pro: Studiengebühren verhindern soziale Durchmischung der Hochschulen, nur die Kinder reicher, ebenfalls akademisch gebildeter Eltern könnten es sich demnach leisten zu studieren, dadurch würden die vorhandenen sozialen Schichten weiter zementiert. Außerdem belegen Studien, dass Studiengebühren viele studierwillige Menschen davon abhalten, ein Studium aufzunehmen – dabei soll ja eigentlich der Prozentsatz der Menschen pro Jahrgang mit Hochschulabschluss erhöht werden.

contra: Die Gebühren sind zur Zeit gar nicht hoch genug, um tatsächlich ungerecht zu sein. In der Tat nehmen die Ausgaben für Studium und Lernmittel den geringsten Anteil unter den Lebenshaltungskosten ein. Das behaupte ich natürlich nicht einfach nur so, sondern habe es recherchiert: meine Quellen sind die kompetenten Fachkräfte von studieren.de und unicum. Beide Autoritäten veranschlagen monatlich Kosten von rund 700 Euro. Davon sind ca. 37 Euro „Lernmittel“. Zählen wir hier die – in beiden Studien nicht berücksichtigten Gebühren von ca 700 Euro/Semester (Studien- und Verwaltungsgebühr), also grob 120 Euro/Monat hinzu, ziehen aber die bereits berücksichtigten Gebühren für den ÖPNV (Semesterticket!) wieder ab, so landen wir bei zusätzlichen 80 Euro/Monat (alles gerundet und grob geschätzt). Ergo sind von 780 durchschnittlichen Euro Monatsbedarf nur 120 Euro/Monat (knapp 16%) wirklich fürs Studium. Von den ganzen anderen Vergünstigungen (vergünstigtes Wohnen, Essen, Kulturangebot) ganz zu schweigen.

OK, das Geld muss man auch erst einmal haben. Aber dafür gibt’s ja auch Bafög und spezielle Kredite, und später mal einen vergleichsweise sicheren Job. Und offenbar haben genügend arme Studenten Geld für ein Auto, um dieses signifikant in die Umfragen einzubringen. Ich spare mir weitere Vergleiche mit Azubis, Rentnern und anderen Geringverdienern.

Außerdem haben Studiengebühren auch bisher nicht genannte Vorteile.

Einer ist psychologischer Natur und lässt sich mit dem Schlagwort „Was nichts kostet, ist nichts wert“ zusammenfassen.

Ein weiterer ließe sich analog zur Argumentation längst-überfällige-Autobahnmaut so formulieren: Warum sollen alle (mit ihren Steuern) den späteren Reichtum (besseren Job) weniger bezahlen? (Womit wir eben doch wieder bei Azubis und Meisterschülern wären…) Das ist schließlich auch nicht gerecht.

Und drittens wird argumentiert, dass Chancengleichheit nicht auf der freiwilligen tertiären Ausbildung geschaffen werden kann, sondern bei der primären und sekundären Grundbildung anfangen muss: kostenlose Kindergärten und allgemeinbildende Schulen, die den Namen verdienen.

Bevor mich jetzt schon wieder alle schlagen: ich habe lange genug studiert, um beide Positionen erkennen, darstellen und auch – pro forma - vertreten zu können. Persönlich fände ich es schöner, gäbe es überhaupt keine Gebühren für Bildung oder Ausbildung, auf keiner ihrer primären, sekundären oder tertiären Stufen.

Müßte ich aber unter dem Aspekt der sozialen Gerechtigkeit und einer möglichst breiten Allgemeinbildung für möglichst viele Mitglieder der Gesellschaft wählen, welche der entsprechenden Gruppen einen Anspruch auf kostenlose Bildungsangebote hat, kann ich die Studierenden genauso wenig herausgreifen wie die Meisterschülerinnen (die übrigens für die Meisterausbildung und -prüfung zahlen müssen, und nicht zu knapp!). Vor allem für die sogenannten bildungsfernen Schichten ist ein kostenloser Kindergartenzugang wichtiger als ein kostenloses Universitätsstudium. Sorry.

Unter diesen Umständen müsste man also eine andere Lösung als Kompromisssmöglichkeit betrachten, nämlich

2) Studiengebühren den Unis zur freien Verwendung geben

Bisher sind die Möglichkeiten, die Studiengebühren zu verwenden, stark durch den Umstand begrenzt, dass sie zusätzliche Mittel sind und die Grundversorgung durch die Länder nicht ersetzen dürfen. Sie sind sozusagen nur Kür und Sahne auf der staatlichen Pflicht und Brotsuppe. Angesichts der strukturellen Unterfinanzierung der Universitäten, die zu flächendeckendem Investitionsstopp bei der Infrastruktur und den bekannten Auswüchsen der Massenuniversität geführt hat, können die Studiengebühren in ihrer jetzigen Anwendungsmöglichkeit die Probleme der einzelnen Hochschulen also gar nicht beheben.

Das wäre anders, könnten die Unis mit dem Geld wirklich machen, was sie wollten bzw. müßten (Dächer flicken, Lehrstühle gründen und besetzen). (Und ja, werte Studierende: auch von geflickten Dächern würdet ihr profitieren, studiert es sich doch in ordentlicher Umgebung viel besser: architecture matters!) Möglichkeit der freien Verwendung heißt ja nicht automatisch Aufforderung zur freien Verschwendung – zum Beispiel könnte man total basisdemokratisch Vorschläge machen und mitbestimmen, wofür das Geld jeweils verwendet werden soll, und mit den entsprechenden Kontrollmechanismen ließe sich das auch sicherlich überprüfen und ggf. sanktionieren.

Leider bin ich gar nicht so eine Idealistin wie es da eben anklang, sondern so eine Realistin, das ich – wie viele auch – befürchten würde, die Länder würden sich unter lauter Bewunderung des klugen universitären Wirtschaftens still und leise (noch) mehr aus der notwendigen Grundfinanzierung zurückziehen. Wie ließe sich das verhindern, bei dem beständigen und einleuchtenden Sparzwang der kommenden Jahre?

Möglich wäre vielleicht eine gesetzliche Koppelung der Bildungsaufgaben ans BIP, und zwar in der Form, das antizyklisch investiert würde (denn in der Krise brauchen wir mehr nicht weniger kluge Köpfe). In gewisser Weise hat die Bundesregierung das ja auch schon beschlossen, allerdings sind da noch einige Rechentricks davor... und das BIP sinkt, dank Krise, is' also nischt mit antizyklisch...

In jedem Fall müsste den zu-Recht-befürchteten sozialen Nachteilen der Gebühren mit einem ordentlichen Bafög- und Stipendiensystem entgegengewirkt werden. Am besten wäre wahrscheinlich ein Modell, bei dem jede/r Student/in ein elternunabhängiges Bafög von 1000,- Euro im Monat bekäme - davon lässt sich gut leben - und dessen Rückzahlung erfolgt, wenn man einen Job hat. Ist die Studienzeit kurz und der Abschluss gut, kann man Teile der Rückzahlungssumme erlassen - ähnlich, wie es beim heutigen Bafög auch funktioniert. Die Gefahr, mit Schulden in den Job zu starten wird aufgewogen durch die Sicherheit, einen Job zu erhalten. Und durch das elternunabhängige Genehmigunsverfahren sinken die Bürokratiekosten, weil nicht ständig jeden Monat angepasst werden muss, nur weil Papa mal Urlaubsgeld bekommen hat oder der kleine Bruder den Zivildienst anfängt. Und das wichtigste: jeder könnte sich ein Studium leisten!

Vor allem aber brauchen wir einen klaren roten Faden in der deutschen Bildungspolitik, und zwar auf Bundesebene (leider hat aber das Bundesbildungsministerium ja freiwillig auf die letzten Richtlinienkompetenzansprüche verzichtet), sodass deutschlandweit einheitliche Mindestanforderungen und gewisse Qualitätskriterien für die Lehre gesichert würden. Anders als in der Forschung gibt es wenig Interesse, in dieser Hinsicht wenige elitäre Gewinner, also vor allem viele nicht-elitäre Verlierer zu schaffen – das wäre fatal! Gute Lehre muß überall möglich sein!

Aber darüber reden wir morgen… hoffentlich dauern die Proteste lange genug, dass ich mit meinen Punkten durchkomme!

Links:
http://www.taz.de/1/zukunft/wissen/artikel/1/studiengebuehren-schrecken-schueler/
http://studieren.de/studium-lebenshaltung.0.html
http://www.unicum.de/leben/lebenshaltungskosten/
http://www.hwk-bremen.de/index.php?id=656

Lustig weiterlesen:
http://www.taz.de/1/zukunft/wissen/artikel/1/notwendig-oder-irrtum-der-geschichte/

Und natürlich ist dieser Artikel die direkte Fortsetzung von: Studierendenproteste in Serie. Heute: Studiengebühren.

Donnerstag, 19. November 2009

Studierendenproteste in Serie. Heute: Studiengebühren.

Wie angekündigt wollte ich mir hier im Blog mal die einzelnen neuen und alten Forderungen der aktuellen Studierendengeneration beleuchten. Damals, zu meiner Zeit, Ihr wisst schon, da habe ich ja oft nicht wirklich verstanden, worum es eigentlich geht. Ich dachte, ich täte, tatsächlich aber habe ich nicht die großen Linien von das Ganze gesehen. Wie viele junge Menschen, die erst am Anfang des Studiums stehen, musste ich erst noch lernen, selbständiges Denken vom Nachschwatzen einleuchtend klingender Thesen zu unterscheiden, und die tatsächlichen Thesen wiederrum von den bloßen Phrasen.

Heute, älter, weiser, reifer, wenn auch nicht so alt wie ich mich gerade anhöre - ohweh! - bin ich etwas weiter - zum Glück. Dank eines erfolgreich absolvierten Studiums (naja, anderthalb und eine angefangene Promotion), und dank einer Insider-Position weiß ich etwas besser, wie viele Seiten die akademische Medaille (die offenbar nicht nur in unserer langweiligen Dreidimensionalen Welt existiert) hat.

verschiedene Seiten einer Humboldt-Medaille (lustiger Bilderwitz!)

Zum Beispiel ist es ja eine unter Studierenden weit verbreitete Annahme, die Uni sei ausschließlich dafür da, dass sie etwas lernen könnten. Dies ist falsch.

Andersherum geht die Professorenschaft fast vollständig davon aus, dass die Uni vor allem die nötige Infrastruktur bietet, um in Ruhe zu forschen. (Das sieht auch die Politik so, wie man an den diversen Exzellenzinitiativen leicht erkennen kann.) Dementsprechend wäre die Lehre ein zu vernachlässigendes Abfallprodukt der Forschung, nützlich allenfalls im Sinne von Kleists schönem Essay "Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden".

Auch das ist falsch. Richtig, und mehr in Humboldts Sinne, wäre eine ordentliche Kombination von beidem bei gleichzeitiger Anerkennung der speziellen Bedürfnisse all der anderen Wesen in diesem überaus komplexen Biotop: Mittelbau, Bibliothekare, Hausmeister, Gärtner, Mensamenschen, Verwaltungsangestellte - was meint Ihr, was die glauben, wozu so eine Uni alles gut ist!?

Aber ich schweife ab. Dabei ist doch das wichtigste, am lautesten und längsten konkret bekämpfte und damit für uns hier an erster Stelle zu beleuchtende Thema das der leidigen Studiengebühren.Worum geht’s?

Studiengebühren, früher „Hörergelder“, sind 1970 abgeschafft, und unter dem Vorwand der Bologna-Reforemen in vielen Bundesländern seit 2005 wieder eingeführt worden. Die sogenannte Campus-Maut beträgt in der Regel 500,- Euro pro Semester, dazu kommen Verwaltungsgebühren (gab’s früher auch schon), die häufig zusammen mit dem Zwangsbeitrag zum Studentenwerk sowie der Umlage für das Semesterticket eingezogen werden. Da können, abhängig vom Standort, schon mal weitere 250,- Euro zusammenkommen. Für Prüfungen fallen –anders als bspw. beim Führerschein - keine gesonderten Gebühren an. Einige Bundesländer erheben zudem „Langzeitgebühren“ für Studierende, die die Regelstudienzeit deutlich überschreiten.

Was gibt’s dafür?

Im Gegensatz zur von Studierenden weit verbreiteten Meinung, „es gäbe nichts dafür“, bekommen die Studiosi eine ganze Menge für ihr Geld. Fangen wir bei den „alten“ Gebühren an: vom zwangsumgelegten StuWe-Beitrag bspw. finanzieren sich verbilligtes Wohnen (oder glaubt Ihr etwa, so ein Wohnheim trägt sich selbst?), Essen (eine warme Mahlzeit für 1,80 Euro: glaubt Ihr, das sei ein wirtschaftlicher Preis?) und zahlreiche zusätzliche Betreuungsangebote wie psychologische Beratungsstellen etc. Und niemand, der mal ein Monats-Abo des regionalen ÖPNV abonnieren musste, wird sich über 6 Monate kostenloses Bus-und-Bahnfahren für rund 100 Euretten beschweren wollen – Preise variieren ebenso wie die Reichweite, aber günstig ist es allemal. Auch dass der Studierendenausweis überall auf der Welt für Rabatte, Nachlässe und Vergünstigungen sorgt, nimmt der gemeine Student einfach so hin, als sei es selbstverständlich, dass die Bevölkerungsgruppe mit der höchsten zukünftigen Verdienstquote und, ja leider, den reichsten Elternhäusern (im Durchschnitt! Kommt mir nicht mit Ausnahme-Einzelschicksalen! Ihr wisst, dass ich Recht habe, und die OECD weiß es auch!) sich eine Kinokarte für 7 Euro nicht leisten könnte (oder würde). Für halbzeitbeschäftigte Vollzeit-Alleinerziehende mit geringem Einkommen gibt's sowas jedenfalls nicht.

Die ultimative Rabattmarke

Die eigentlichen Studiengebühren von 500,- Euro sind eigentlich auch nicht so hoch, wenn man bedenkt, was man dafür „kauft“: nämlich den Zugang (Zugangsrechte! Nicht Recht auf gute Noten, dafür muss man immer noch arbeiten…) zu einer Infrastruktur (Raummiete), Informationen (Lehrendenhonorar), Lehrmitteln (Bücher, Zeitschriften). Zwar müssen, abhängig vom Studiengang, manche Dinge zusätzlich auf eigene Kosten angeschafft werden, aber dafür kannst Du in Deinem eigenen Gesetzestext soviel herumschmieren wie Du willst. Und willst Du das Stethoskop wirklich teilen? Aber das ist doch Jammern auf hohem Niveau: jeder Kochlehrling braucht eigene Messer, jeder Schreiner hat eigenes Werkzeug. Warum soll es den Studierenden da besser gehen als den Azubis?

A propos Azubis: ist den Herren und Damen Studierenden, die „nichts kriegen für ihr Geld“, eigentlich klar, was eine „normale“ Fortbildungsmaßnahme, wie sie das Arbeitsamt empfiehlt, und nicht jeder Arbeitgeber bezahlt, eigentlich kostet? Da sind schnell mal 5000 Euro weg – für einen Kurs! Selbst die VHS nimmt Geld! Rechnet das mal nach, da kommt man mit 500,-Euro/Semester ganz gut weg, vor allem, wenn man die zahlreichen Zusatzangebote (für die es keine CP gibt) mal so richtig ausschöpft… (Und von seinem Lehrlingsgehalt kann ein Azubi übrigens auch nicht unbedingt leben…)

Bevor mich jetzt alle schlagen: natürlich sind 750 Euro viel Geld für jemand, der es nicht hat. Auch ich hätte während meines Studiums Probleme gehabt, dieses Geld „mal eben“ aufzubringen – als Halbwaise mit drei Geschwistern ebenfalls in der Ausbildung, bei zeitweilig drei Jobs zugleich und trotz eines sehr bescheidenen Lebensstils. Die Frage war aber nicht: richtig oder falsch, sondern: was bekommt man dafür. Und das ist selbst in den Fällen, wo das, was man bekommt, nicht genug ist, wo sich wirklich gar nichts verändert hat dank der Gebühren, immer noch eine ganze Menge. Wer’s nicht glaubt, kann ja mal eine Lehre zur Vergolderin oder Physiotherapeutin oder sonst was anfangen.

Wie werden Studiengebühren verwendet?

Es wird erzählt, dass Studiengebühren angeblich häufig "zweckentfremdet" (d.h. nicht zur „Verbesserung der Lehre“) eingesetzt werden. Stattdessen würden Haushaltslöcher gestopft, Strukturschwächen ausgeglichen, Dächer geflickt, was-weiß-ich. Das ist nicht überall so. Die meisten Unis gehen sehr sorgfältig mit dem Geld um - einige sogar so sorgfältig, dass sie es nicht mehr brauchen können, denn irgendwann hat jeder Raum einen Beamer, und die Regelungen für den "richtigen" Einsatz der Mittel sind eng begrenzt.

Infrastruktur pflegen? Nicht aus Studiengebühren, denn das ist Ländersache!

Mehr Profs einstellen? Dito! Allenfalls Zeitschriftenabos, Bücher und Tutorien (zur Verbesserung der Gruppengröße) kann man stets anschaffen, vielleicht sogar die Ausstattung einiger Laboratorien verbessern, aber mal ehrlich: die eigentlichen Probleme (marode Gebäude, überfüllte Studiengänge/schlechte Betreungsratio) sind damit nicht gelöst.

Wie soll man’s also halten mit den Studiengebühren?

Oha, schon spät. Das wird ein neuer Beitrag. Stay tuned!

Links:

http://www.kleist.org/texte/UeberdieallmaehlicheVerfertigungderGedankenbeimRedenL.pdf

http://www.einfach-sparsam.de/geld-sparen/studenten/

http://de.wikipedia.org/wiki/Studiengebühren_in_Deutschland

http://de.wikipedia.org/wiki/Studentenwerk

http://de.wikipedia.org/wiki/OECD

http://www.oecd.org/document/8/0,3343,de_34968570_34968855_39283656_1_1_1_1,00.html

Bildquellen:

http://www.muenzauktion.info/auction/uploaded/8250455893108.jpg

http://astamuenster.files.wordpress.com/2009/11/stugebsoliparty.png?w=350&h=332

http://www.reisebuero-kuhlmann.de/studentenausweis/studentenausweis.jpg

Und natürlich schließt der Beitrag direkt an diesen an: Neue Studierendenproteste. Sonst ist wenig neu.

Mittwoch, 18. November 2009

Neue Studierendenproteste. Sonst ist wenig neu.

Und wieder streiken die Studierenden. Was an sich nicht neu ist: schon zu meiner Studienzeit (ihr wisst sicher noch, der Große Streik von '97...) war die Studierendenschaft unruhig. Was seit Einführung des Bologna-Prozesses brodelt, das kocht gerade wieder einmal über.

Diesmal ging es in Österreich los, nun sind auch unzählige deutsche Hörsäle besetzt, auch in Lüneburg, immerhin geschätzte 85 000 Studierende fanden neben Studium, Job und was-weiß-ich die Zeit, gestern auf die Straße zu gehen.

Und was fordern sie diesmal? Wahrscheinlich das gleiche wie immer, teilweise das gleiche wie wir damals schon:

-Abschaffung der Studiengebühren (ok. WIR waren gegen die Einführung...)

-mehr Geld für Bildung

-mehr Mitbestimmung

-weniger Verschulung/weniger Bachelor/Bachelor nicht als wichtigsten Abschluss

-Master für alle/Zulassung für alle

und natürlich diverse lokalspezifische Sachen, z. B. Abwahl der jeweiligen (ziemlich) demokratisch gewählten Hochschulleitung.

Was ist neu?

-Die Proteste stoßen auf eine breite Medienöffentlichkeit.

(Naja, das ist nicht wirklich neu und passierte bei allen Spaß-Aktionen der letzten Jahre. Ich bin mal gespannt, ob diesmal nachhaltige Aktionen entstehen, die konkrete, umsetzbare Ziele verfolgen, statt pseudo-linken Dutschke-Recycling-Phrasen. Das wäre schon den Studies zu wünschen, den wo das hinführen kann, können wir ab morgen im Kino bestaunen. Es ist ja erstaunlich, wie sich ein gewisser Habitus/Jargon über Studierendengenerationen vererbt! Wird wahrscheinlich während dieser Ersti-Wochenenden der Fachschaftsrätevollversammlung - der Name spricht Bände - eingeübt, aber da war ich nie mit...)

Das ist vielleicht wirklich neu: Dank Internet sind die Studierenden viel besser miteinander vernetzt. Und es scheint, als ob es den Wienern gelingt, die Informationen über die Aktionen, auch über die in Deutschland, gut zu bündeln. Man darf gespannt sein, was sie nun mit den Infos machen... Das Wiki vom Sommer ist jedenfalls eher erbärmlich.

-Die Protestierenden werden so umfassend und von allen beteiligten Akteuren aus Politik und Hochschulleitung/Professorenschaft unterstützt, dass man sich fragt, wie es so weit kommen konnte und warum nicht längst etwas getan wurde.

(Okay. Auch das ist nicht ganz neu: schon 1997 haben uns einige Profs die Transparente schier in die Hand gedrückt, während andere mit glühenden Wangen und verklärtem Blick von '68 schwärmten: "24h-Vorlesung? Spaßstreik! Wir haben damals wenigstens Steine geschmissen!" -- Ja, schon 1997 war es schwer, eine Generation zu schockieren, die sich über den nackigen Haschkonsum im Schlamm eines Rockfestivals definierte... Es half eigentlich nur "Spießigkeit": vernünftige Vorschläge. -- Und schon 1997 hieß es von allen Seiten: "Ihr habt ja Recht - aber es ist doch kein Geld da!" - "Ach so", dachten wir, und gingen wieder studieren. Wenn halt kein Geld da ist... )

Das ist vielleicht wirklich neu: nach den Rettungspaketen für Banken und Abwrackprämien für die Automobil-Industrie lässt sich diese Protestgeneration möglicherweise nicht mehr so leicht abspeisen. Wir werden es erleben! Und ich plane eine kleine Auseinandersetzung mit den alten und neuen Forderungen in diesem Blog. Bleiben Sie dran!

Links:

http://freiebildung.at/wordpress/

http://unsereuni.at/

http://www.unsereunis.de/

http://www.hoersaal1lg.tk/

http://www.google.de/search?client=opera&rls=de&q=studierendenproteste&sourceid=opera&ie=utf-8&oe=utf-8

http://wiki.bildung-schadet-nicht.de/index.php/Internationale_Vernezung_/_Europaweiter_Studierenden_Streik

Bildquellen:

http://tlsdp.com/bilder/streik/2.JPG

http://www.realfictionfilme.de/filme/die-anwaelte/assets/die-anwaelte_pressefoto_1_drei-anwaelte_press.jpg

Dieser Beitrag ist ein Update zu "Och nö." Studentenproteste. Mal wieder. Egal, was das Widget sagt.


Montag, 16. November 2009

3-2-1-Action!

Während ich mich nun wieder der Diss widme - ja ehrlich! - können sich die werten Leser mit Jackson Pollock beschäftigen. Ich tu das nicht. Nie. Konnte mit abstraktem Gedings eh noch nie was anfangen. Würde im Traum nicht auf diese Seite gehen. Warum auch? es würde mich ja bloß vom konzentrierten Arbeiten abhalten.
Also!
Eben.

Links:
www.jacksonpollock.org
via
http://www.artefakt-sz.net/allerart/jacksonpollock-org

Fortsetzung von Zurück zum Bahnhof. Jetzt gleich sofort. Und was sagt die Elektronik?

Donnerstag, 12. November 2009

Open Access. Hier unterschreiben.


Hubertus Kohle (LMU München) hat sich seit längerem als Befürworter von Open Access in der Wissenschaft geoutet. Viele seiner Beiträge im arthistoricum-Blog gehen in diese Richtung. Nun weist er auf eine Online Petition im Deutschen Bundestag hin, die dieses Anliegen ebenfalls unterstützt.

"Petition: Wissenschaft und Forschung - Kostenloser Erwerb wissenschaftlicher Publikationen vom 20.10.2009

Text der Petition

Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass wissenschaftliche Publikationen, die aus öffentlich geförderter Forschung hervorgehen, allen Bürgern kostenfrei zugänglich sein müssen. Institutionen, die staatliche Forschungsgelder autonom verwalten, soll der Bundestag auffordern, entsprechende Vorschriften zu erlassen und die technischen Voraussetzungen zu schaffen.

Begründung

Die öffentliche Hand fördert Forschung und Entwicklung nach Angaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung jährlich mit etwa 12 Milliarden Euro. Die Ergebnisse dieser Forschung jedoch werden überwiegend in kostenpflichtigen Zeitschriften publiziert. Es ist nicht angemessen, dass der Steuerzahler für die von ihm finanzierten Forschungsergebnisse erneut bezahlen muss. Wegen der hohen Kosten und der Vielzahl wissenschaftlicher Zeitschriften sind Forschungsergebnisse nur in wenigen Bibliotheken einsehbar. Den meisten Bürgern ist der Zugang zu der von ihnen finanzierten Wissenschaft dadurch nicht nur erschwert, sondern de facto ganz verschlossen. Den Bürger von der Wissenschaft auszusperren ist nicht nur schädlich, sondern auch unnötig. Andere Länder haben vergleichbare Vorhaben bereits umgesetzt. Die US-Amerikanische Behörde National Institutes of Health (NIH) verlangt, dass alle von ihr finanzierten Publikationen binnen 12 Monaten an einem zentralen Ort öffentlich zugänglich sind. Die grundsätzliche Struktur des wissenschaftlichen Publikationswesen verändert sich hierdurch nicht."

Ob das juristisch einwandfrei formuliert ist, kann ich nicht sagen. Fakt ist ja leider, dass wir für viele Dinge doppelt bezahlen... so wird ja auch die Rente, die von versteuertem Geld eingezahlt wurde, nach Auszahlung erneut versteuert. Um nur einen Fall zu nennen. Ob das also als Gegenargument ausreicht?

Auch fühlen sich Verlage in ihrer Existenz bedroht. Allerdings heißt Open Access ja nicht, dass man bei Online-Zugriff keinerlei gedruckten Exemplare einer Zeitschrift mehr verkaufen kann - im Gegenteil. Auch mit einer "Schallmauer" hat man schon Erfahrungen gemacht - JSTOR zum Beispiel hat die neuesten Artikel nicht im Online-Portfolio. Diese Schallmauer schrumpft allerdings immer mehr zusammen.

Dann, heißt es, die Qualitätskontrolle des Peer-Review koste ja schließlich auch Geld und werde vom Verlag organisiert. Stimmt: organisiert. Dass die Reviewer Geld bekommen, ist mir aber neu. Angeblich tut mans aus Gründen wie Neugierde (schnellster Zugriff auf aktuelle Forschungsergebnisse), Eitelkeit (man wird ja schließlich als Experte auf einem Feld gesehen) oder weil man einen Gefallen schuldet... Vielleicht liege ich da aber falsch, wer weiß das schon so genau.

Fakt ist: (noch) werden die Universitäten, und da vor allem die Forschung, hauptsächlich aus öffentlichen Mitteln bezahlt. Die gleichen Universitäten gewinnen aber nichts außer Reputation, wenn aus diesen Forschungsergebnissen wirtschaftliche Gewinne gemacht werden. Publikationen? Daran verdienen die Verlage (mehr oder weniger gut). Patente? hält der Antragsteller. Start-ups? Die Uni verdient nichts. Im schlimmsten Fall bekommt die erfolgreiche Forscherin gar einen Ruf an eine "bessere" Uni mit noch besseren Bedingungen (i.d.R. weniger Lehrverpflichtung) und nimmt Ruhm und Ehre mit. Der Steuerzahler, der das alles bezahlt hat, muss genau wie die Uni (Zeitschriftenabonnements) für die Forschungsergebnisse zahlen. Neben der Einführung von nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführten Universitätsverlagen wäre daher die Einführung von Open Access eine ganz logische Folgerung, diese Mißstände zu lindern. Also: hier unterschreiben!

(Erstbesucher müssen sich erst registrieren: https://epetitionen.bundestag.de/index.php)

(Bei "Redaktionsschluss" waren wir schon 7994 von 10000 nötigen Unterstützern!)



Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Access

http://blog.arthistoricum.net

http://blog.arthistoricum.net/open-acess-petition-im-deutschen-bundestag/

https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=7922

https://epetitionen.bundestag.de/index.php

Bildquellen und interessante Artikel zum Thema:

http://weissbierundwissenschaft.files.wordpress.com/2009/04/oa.png

http://weissbierundwissenschaft.wordpress.com/2009/04/08/open-access-teil-3/

http://www.psyplexus.com/excl/images/oapillars.gif

http://www.psyplexus.com/excl/open_access.html

Weiteres bitte selber googlen!

Das letzte Mal habe ich über arthistoricum hier was gesagt: arthistoricum.net. Kunstgeschichte 2.0

Und was sagt der Elektro-Knecht?

Mittwoch, 11. November 2009

Fühlen Sie sich auch manchmal mißverstanden im Job?

Ich versuche, zu allen nett und hilfsbereit zu sein, aber:
schlußendlich arbeite ich doch in einer Behörde des öffentlichen Dienstes.
Und da gilt:
Warum hört mir bloß keiner zu?

Bild von hier:
http://www.katzundgoldt.de/zutatenarchiv/canvas_befehlscharakter.png

keine Ahnung, ob ich zu einem ähnlichen Thema schon mal gepostet habe.
Was sagt denn das Widget? Aha!

Montag, 9. November 2009

20 Jahre.

Leider hamso komische Tenöre jesungn heute. Aber Bon Jovi durfte in echt. Merkwürdich wa!

Montag, 2. November 2009

Zurück zum Bahnhof. Jetzt gleich sofort.

...Paddington Station kommt aber erst noch. Vielleicht schon im Januar? Bis ich mir DEN Spaß aber gönnen darf, muss ich erst die angefangenen Stationen fertigschreiben. Menno...
Kein Wunder, dass man tagträumend aus dem Fenster sieht und hofft, jemand brächte einem ein Stuck Obstkuchen zum Tee!
(Obstkuchen! könnte schnell mal einen Obstkuchen backen. Und essen. Da schreibt es sich doch sicherlich viel schneller...?)

Link:
http://www.youtube.com/watch?v=M82woPnC3ws

Vermutlich ist dieser Beitrag verwandt mit Bremen. Ein Schrittchen weiter. Künstler (noch) gesucht. oder auch Tägliche Routine.

Aber die Automatik sieht das wahrscheinlich mal wieder anders. Oder?

Dienstag, 27. Oktober 2009

Slow Art. Ein neuer Trend im Museum.

Das Smithsonian American Art Museum führt unter dem Namen "Eye Level" ein nettes Blog über die Aktivitäten des Museums. Ausstellungen, Vorträge, "Events", aber auch erfrischend persönliche Einblicke in die Sammlung, wenn eine/r der Kurator(inn)en / Blogbeiträger(innen) ein geliebtes Werk kurz vorstellt.

Nun feiern sie am Smithsonian einen neuen "Trend": Slow Art at American Art war der Blogpost betitelt, der das Konzept vorstellt.
"At Slow Art meetups, a group of people come together and spend quality time looking at art. Afterward, they meet over lunch to talk about what they've seen and how they feel about the works."
schreibt "Jeff", und war von dem Konzept fasziniert. Im Oktober haben schon 16 Museen auf der ganzen Welt mitgemacht, und am 17. Oktober war auch das Luce Foundation Center am Smithsonian mit dabei! Es gibt sogar schon eine Slow-Art facebook-Gruppe - dieser weltweite Trend ist ganz vorn mit dabei!
Wahnsinn!

Oder doch eher traurig?
Man geht ins Museum, um "Qualitätszeit" mit Kunst zu verbringen. Man schaut sich ein oder zwei Bilder länger als zehn Minuten ganz genau an. Und dann - jetzt kommt's - dann trifft man sich mit Gleichgesinnten und redet über das Kunstwerk!
Äh.
Ich muss ein Trendsetter sein. So habe ich das immer schon gemacht.
Diskussion nach Slow Art Event: Foto von http://eyelevel.si.edu/2009/10/picture-this-talking-about-slow-art.html

Andererseits bin ich natürlich beruflich vorgeschädigt: als Kunsthysterikerin lernt man natürlich, so und nicht anders an Kunst heranzugehen (obwohl ich das auch vor dem Studium getan habe, und seither eher noch seltener tu. Fragt man meine Freunde, so gehe ich nicht alle Nase lang ins Museum oder bin der klassische Ausstellungstourist). Ich mag Museen, die ich gut kenne, weil dort die Reizüberflutung (alles neu!) nicht so hoch ist, und man daher mehr Zeit für alte Bekannte hat. Ein bisschen wie meine Präferenz für kleine Dinner-Parties gegenüber großen Festen (z. B. Hochzeiten) wo man alle sieht aber mit keinem sprechen kann. Und natürlich habe ich in meinem Freundeskreis kunstinteressierte Menschen, mit denen ich gemeinsam ins Museum gehen kann - das bringt so ein Studium mit sich, wobei ich durchaus häufig und fast lieber mit nicht-Kommiliton(inn)en Ausstellungen besuche. Da wirke ich schlauer!

Wahrscheinlich haben die meisten "normalen" Menschen (heute nicht mehr) die Zeit oder Muße, regelmäßig ein Museum zu besuchen und sich dort mit altbekannten Bildern auf ein Rendezvous zu treffen. Oder mit altbekannten Freunden über genau diese altbekannten Bilder zu sprechen. Zum einen sind dafür die Eintrittspreise viel zu gesalzen. Zum anderen haben die Museen selbst mit ihrer Event-Kultur (Sonderausstellungen mit Großen Namen, Lange Nacht der Museen - hah!) diese stille Begegnung immer schwieriger gestaltet. Aber die echten Museumsfreunde, die mit den Jahreskarten - für die ist der angebliche "Trend" Slow Art schon immer das normale Vorgehen gewesen. (Das zeigt auch die fast gleichnamige Ausstellung in Düsseldorf aus dem Jahre 2005, die dennoch nicht dazu gehört!)
Und das erklärt auch, warum weltweit nur 16 Museen bei diesem "Trend" mitgemacht haben.

Laut diesem Blogpost war das Event übrigens sehr erfolgreich, und wird am 17. April 2010 wiederholt.


Links:
http://americanart.si.edu/
http://eyelevel.si.edu/
http://eyelevel.si.edu/2009/10/slow-art.html
http://www.facebook.com/SlowArt?ref=ts
http://www.art-in.de/incmeldung.php?id=936&-slow-art-Duesseldorf
http://eyelevel.si.edu/2009/10/picture-this-talking-about-slow-art.html

Dieser Beitrag greift die Kritik an Facebook aus Im Netzwerk des Internets. auf und empfiehlt eine Ausstellung (jede Ausstellung) wie Karl May. In Museum und Buchhandel. Und was sagt der Automat?

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Pimp my blog!

Beim Lesen von Blogs finde ich es immer angenehm, wenn einem am Fuße eines Beitrages noch andere, vielleicht ähnliche Beiträge zu anderen, vielleicht ähnlichen Themen im gleichen Blog angeboten werden. Gerade wenn man beim wahllosen Surfen auf einen neuen Blog stößt, erhält man so schnell etwas Orientierung und Übersicht. Leider bietet Blogger das nötige Widget bisher nicht serienmäßig.

Aus diesem Grunde habe ich schon seit langem Angewohnheit, mein ohnehin mit Absicht etwas limitiertes Themenfeld (Ihr glaubt gar nicht wieviele Interessen ich habe, die in diesem Blog NICHT auftauchen!) am Schluß eigenhändig zu verlinken, indem ich auf den meiner Meinung nach letzten Eintrag zum ähnlichen Thema hinweise. Und dann habe ich gestern abend doch noch das Widgtet gefunden. Kostenlos!

Und zwar hier: http://www.linkwithin.com/learn?ref=widget

Hab's also eingefügt, und es funktioniert auch schon, sogar mit kleinen Bildchen, wie hübsch! Interessant wird jetzt nur noch, per Langzeitvergleich zu prüfen, ob meine Einschätzung von "ähnlich" mit der automatisierten des Widgets einigermaßen übereinstimmt... Falls, wie zu wünschen, ja - vielleicht schreibt das Widget ja zukünftig auch neue Texte aus dem, was es aus alten Texten über mich und meine Meinungen lernt? Wieviel Zeit man sparen könnte! Brave new world!

Dieser Beitrag bezieht sich meiner Meinung nach auf: Aufgehübscht. Dieser Blog und auch das Paleis op de Dam, Amsterdam

Dienstag, 6. Oktober 2009

"Narrenhände besprühen Lüneburgs Wände?" Die ArTotale und Daniel Libeskind über Kunst.

An der Leuphana ist wieder ein Semester angebrochen. Mit dem dritten Jahrgang von Studierenden im Leuphana Bachelor ist das College jetzt erstmalig voll besetzt. Nächsten Sommer werden die ersten "Leuphanten" ihren ersten Abschluss machen. Ob er "berufsqualifizierend" sein wird - wie angeblich von einer namen- und gesichtslosen Einheit namens "Die Wirtschaft" gefordert - das werden wir wohl erst in zwei Jahren sehen. In Zeiten der Finanzkrise bekommen ja nicht mal qualifizierte und ach-so gesuchte Ingenieure sofort einen Job... aber wir wollen nicht Teufel an die Wand sprühen.

Wohl aber sollen die neuen Studies anderen dabei zusehen, wie sie Wände "beschmieren", wie es noch vor wenigen Jahrzehnten allgemein beurteilt wurde. Noch vor wenigen Wochen, um genau zu sein, im Stadtrat von Lüneburg: auch dort gab es erregte Debatten um das ArTotale Projekt der diesjährigen Startwoche: 35 Street Artists bearbeiten ausgewählte und von der Stadt freigegebene Flächen in Lüneburg mit Sprühdosen, Collagen, pastings und was man als kreativer und etablierter Künstler der Urban Art Szene halt so an Techniken für hipp hält. 1200 Erstis filmen das Ganze und produzieren für die Youtube-Plattform 360 Filme, unterstützt von Filmstudenten und beurteilt von einer hochkarätigen Jury, die vom Berlinale Chef geleitet wird. 

Nicht schlecht, da werden wieder ganz große Kaliber aufgefahren. Auch Ehrenprof. Daniel Libeskind äußert sich aus New York dazu: Was ist Kunst über auch? (Schließlich sind wir an einer Uni, es soll die gesamte Debatte um Street Art angerissen werden). 

Und was sagt er also? What is art?

Ein Vogel also.  Ein Flugzeug. Ein Meteor. What if we cannot answer it? Da macht er es sich leicht. Heavy freight. Oder sehr schwer. Ich glaube, er weiss es nicht. Lauter Gegenfragen. Sehr wissenschaftlich.

Hmm.  Bin jedenfalls sehr gespannt, wie die Künstler die Stadt verändern. Und wieviele Trittbrettfahrer im Schweif des Meteors  mitfahren... Auf jeden Fall ist es ein aufsehenerregendes und spannendes Event!

Offizielle Kunstprojekte der ArTotale sind (demnächst) hier  zu finden:

Erläuterungen und Legende hier.

Links:

http://www.leuphana.de/artotale/artotale-portal.html

http://www.youtube.com/artotale#play/all

http://www.youtube.com/watch?v=mN0T7T9SG88

http://www.leuphana.de/artotale/urbanart/standorte.html

Dieser Beitrag schließt an diesen an: Schulschluss. Kein Feierabend.

Mittwoch, 23. September 2009

Zahlen lügen nicht.

Auch die sogenannten "kleinen" Parteien kommen im Wahlkampf zu Wort. Zum Glück. Nach diesem Spot sind wir so wohl informiert, dass die Wahl nun wohl nicht mehr schwerfallen wird.

Ich war heute schon wählen - lieber Leser, nicht vergessen: Sonntag ist Wahltag!

Link:

http://www.youtube.com/watch?v=2MBiqYwGqLI

Dies ist ein Beitrag zur Bundestagswahl genau wie Wissenschaftler wählen.

Dienstag, 22. September 2009

Wissenschaftler wählen.

In der Bildung, darin ist sich die Politik ja einig, liegt unsere Zukunft.
Obwohl man sich dabei mit Ruhm nicht bekleckert hat, hält Frau Merkel daher den letztjährigen Bildungsgipfel zu ihren größten Errungenschaften. M. E. hat die Bundespolitik sich aber jeden vernünftigen Einfluss auf eine allgemeine, deutschlandweite Bildungspolitik verbaut, als sie Bildung dezidiert zur Ländersache machte. Wieso eigentlich? Wettbewerb können wir uns allerhöchstens in der Forschung leisten, aber doch wohl kaum in der Lehre! (Ich habe auch noch nie jemanden getroffen, der gesagt hat, dass er/sie in einem bestimmten Bundesland studieren will... Ausnahme natürlich Berlin, das aber wahrscheinlich dabei nicht als "Land" sondern als Stadt wahrgenommen wird.)
Was also bieten die Parteien vor der Bundestagswahl den (Nachwuchs-)Wissenschaftlern für ihre Stimme? Frau Reinwand hat's auf academics.de zusammengefasst:

"Dem Grundtenor der drei rot-grünen Parteien nach zu urteilen (die FDP hält oft keine Antwort parat und hüllt sich in Schweigen), steht uns Wissenschaftlern - vor allem dem Mittelbau - eine glorreiche Zukunft in Deutschland bevor! Planbare wissenschaftliche Karrieren durch einen Wissenschaftstarifvertrag und eine Reform des Wissenschaftszeitgesetztes, Tenure-Tracks, Finanzen für die Nachwuchsförderung (Graduiertenzentren und Juniorprofessoren), eine soziale Absicherung (Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung) in wissenschaftlichen Qualifikationsphasen wie der Promotionszeit und nicht zuletzt familienfreundliche Hochschulen, Frauenförderung sowie Open Access, darin sind sich die genannten Parteien überwiegend einig, sind unverzichtbar zur Förderung und Zukunftsfähigkeit des Hochschulstandortes Deutschland. [...]
Die zentralen Probleme und „Baustellen“ werden – so hat man als aktiver Wissenschaftler das Gefühl – erkannt und vor allem Die Linke erstaunt in diesem Papier mit konkreten, ausdifferenzierten Handlungsvorschlägen und fundierter Sachkenntnis, allerdings: nur ein skeptischer, zweifelnder Wissenschaftler ist ein guter Wissenschaftler und vielleicht auch daher muten diese Versprechungen tatsächlich zu schön an, um wahr zu werden!"
Aha. Also, mehr lesen auf www.thesis.de!

Links:
http://www.academics.de/blog/index.php/aktuelle-themen/kleine-wahlkunde-fur-wissenschaftler/
www.thesis.de
https://ssl.thesis.de/index.php?id=747&tx_ttnews[tt_news]=638&tx_ttnews[backPid]=746&cHash=fc816191aa&PHPSESSID=081e1e2446cb529f559623588f6a7c29

Dieser Beitrag ist ein Update zu Informieren wir uns. Wahlplakate 2009.

Montag, 21. September 2009

Ab ins Moor.

Gestern haben wir unter dem Motto "Qualitätszeit tut not" einen schönen Tagesausflug nach Worpswede gemacht, um mal nach Heinrich Vogeler zu sehen. Ich war seit mehreren Jahren nicht mehr dort. Und da ich ja irgendwann mal beinahe meine Diss zum Thema "Künstlerdörfer in Europa" geschrieben hätte, dachte ich, das damals beim Exposé schreiben erworbenen Halbwissen mal dem Praxistest auszusetzen. Leider hatte ja Nina Lübbren "meine" Diss schon selber geschrieben und justamente veröffentlicht, und noch dazu wahrscheinlich besser, als ich es je gekonnt hätte - ihr Werk gehört jedenfalls zu meinen Lieblings-Sachbüchern überhaupt und kann an dieser Stelle mal wieder nur empfohlen werden.
Zuerst sind wir also mit dem Moor-Express aufs Land gefahren.
Den Vogeler-Bahnhof inklusive "Erst- und Zweitklassigem" Restaurant und "Drittklassiger" Kneipe bewundert.
Zum Niedersachsenstein gelaufen.
Picknick.
Zum Barkenhoff gelaufen. Heinrich Vogeler hatte schon ein spannendes Leben, dessen Konsequenz mich beeindruckt - aber auch sehr traurig, wenn man sich überlegt, wie er an seinen eigenen romantisch-utopischen Träumen scheitert, und das mehrfach...
Auf der Suche nach Kaffee noch ein Abstecher zum Haus im Schluh, dann angemessen Tee und Zwetschgenkuchen im Café Worpswede.
Bei der Rückfahrt mit dem Linienbus war ich eine sehr zufriedene Tagestouristin.
Nächstes Mal gehen wir dann auch "richtig" ins Museum, zu Herrn Modersohn, Hans am Ende und all den Anderen - aber dafür braucht man ja das schöne Spätsommerwetter nicht!

Links:
http://www.worpswede.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Vogeler
http://wikimapia.org/6461226/de/Niedersachsenstein
http://de.wikipedia.org/wiki/Barkenhoff#Barkenhoff
http://de.wikipedia.org/wiki/Haus_im_Schluh#Haus_im_Schluh
http://de.wikipedia.org/wiki/Worpswede#Kaffee_Worpswede

Dieser Beitrag erinnert an Mythische Tiere: die Heidschnucke

Sonntag, 13. September 2009

Kinotipp: Kalifornische Seehasen und die Erinnerung.

Um es gleich vorweg zu nehmen: In dem Film, den ich heute im Kino gesehen haben, spielten Kalifornische Seehasen zwar eine wichtige Rolle, dennoch handelt es sich nicht um die Feature-Version von Baywatch.
Der Kalifornische Seehase ist eine Seeschnecke, die auch unter dem Namen Aplysia californica bekannt ist, und übrigens bis zu ein Kilogramm schwer werden kann - was sie übrigens imho nicht attraktiver macht. Attraktiv war sie aber für Dr. Eric Kandel, der mit ihrer Hilfe viel über das biologische Funktionieren des Gedächtnisses gelernt hat. Und dafür gab's dann im Jahr 2000 auch den Nobelpreis für Medizin.
Ich möchte keine Details vorwegnehmen. Normalerweise gehe ich auch nicht ins Kino, um Dokumentarfilme zu sehen. Aber im kommenden Semester wird Hirnforschung einigermaßen wichtig für mich, und wenn im Kino um die Ecke ein hochgelobter Film über einen der renommiertesten Hirnforscher der Welt ausgestrahlt wird, gibt es eben wenig Ausreden.

Haben sich die 8,- Euro gelohnt? In jedem Fall. Der Film war interessant, stellenweise berührend und immer wieder ansteckend komisch. Die Regisseurin hat Dr. Kandel fast zwei Jahre begleitet, und stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Seine eigene Erinnerung (an die Flucht der jüdischen Familie aus dem nazifizierten Wien von 1939) wird überzeugend als treibende Kraft seiner Forschung (wie manifestiert sich Erinnerung biologisch?) vorgestellt. Dass dabei konventionelle (und auch überflüssige) Bilder (reenactment ist das Stichwort) zur Illustration der Kindheitstraumata dienen, gehört zu den großen Schwächen des Films, mag aber eine Modeerscheinung sein, gegen die sich Frau Seeger möglicherweise nicht stellen konnte oder wollte.
Fakt ist: der Film lebt einzig und allein von Dr. Kandel. Sein ansteckenden lautes Lachen, sein Enthusiasmus für seine Forschung (und seine Familie), vor allem aber das Leuchten in den Augen aller Menschen, die ihn treffen, machen die schleimigen Schnecken und die mit ihnen veranstalteten hochkomplexen Experimente erst interessant. Eine Liebeserklärung an die Forschung, von einem Mann, der die Forschung liebt - nur so kann man Wissenschaft populär machen.
(Am besten die Szene, in der die drei alten Professoren sich bei einem Kaffee treffen, um das nächste Forschungsprojekt auszuhecken. "We sit around a coffee table, like intellectuals who make revolution"-"we are not smart enough for revolutions, so we make science" - und dann schallendes Gelächter...Wissenschaft macht Spaß! und die Very Senior Scholars schlurfen auf unsicheren Beinen aber geistig höchst fit zurück auf die Straße. )

Das Buch zum Film:
Eric Kandel: Auf der Suche nach dem Gedächtnis. Goldmann: München 2009, 10,95 Euro, ISBN 978-3442155705 Pick It!

Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kalifornischer_Seehase
http://de.wikipedia.org/wiki/Eric_Richard_Kandel
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Nobelpreistr%C3%A4ger_f%C3%BCr_Physiologie_oder_Medizin
http://www.kandel-film.de/
http://www.amazon.de/Auf-Suche-nach-dem-Ged%C3%A4chtnis/dp/3442155703/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1252876942&sr=1-1
Bildquelle:
http://bangbangbarracuda.files.wordpress.com/2009/07/kandel_011.jpg
mit einem, wie ich nun feststelle, ganz ähnlichen Blogbeitrag wie ich ihn hier habe...

Presse:
http://www.film-zeit.de/Film/20812/AUF-DER-SUCHE-NACH-DEM-GED%C3%A4CHTNIS/Presse/

Trailer:


Weitere Filmrezensionen in diesem Blog z. B.: Illuminati. "Symbologie" vs. Kunstgeschichte, oder wozu echte Wissenschaft nutzt

Donnerstag, 10. September 2009

Informieren wir uns. Wahlplakate 2009.

Ich hab's ja schon gesagt: am 27.09. ist Bundestagswahl. Um uns Wahlvolk die Entscheidung zu erleichtern, hängen die antretenden Parteien seit Wochen Informationen in den öffentlichen Raum. Schauen wir doch mal rein (Reihenfolge hat nichts mit Präferenz zu tun!):

1. Die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands
Offensichtlich wollen sie Hartz IV abschaffen. Merkwürdig. Ausgerechnet die Partei, die man auf der Seite der Schwächsten vermuten würde, möchte dem sozialen Prekariat die Lebensgrundlage entziehen. Aber wovon sollen wir denn leben, wenn wir plötzlich arbeitslos werden? Gleich unter die Brücke? Das kann ja auch nicht im Sinne des Sozialismus sein... Wahrscheinlich wollen Sie das ALG II gar nicht abschaffen, sondern bloß aufstocken. Oder Bürgergeld einführen, wer weiß. Vielleicht sollte man mal die genannte Hotmail anrufen und das klarstellen lassen?

2. CDU
Hier erhalten wir einige Informationen. Keine davon wird meine Wahlentscheidung beeinflussen. Aber es ist trotzdem sehr angenehm zu wissen, dass eine Regierungspartei zu ein bißchen Humor und Selbstironie fähig ist.
Dies hier hingegen - kein Wahlplakat. Zumindest nicht für Politik.


3. Die Linke
Die Linke hat ja tiefe historische Wurzeln und schließt deshalb - passend, in Zeiten der Krise - direkt an den wohl prominentesten Slogan der Wirtschaftswunderzeit an. Ok, Ludwig Erhard war bei der CDU, aber deshalb gibt man sich mit reinem Wohlstand auch nicht zufrieden: "Reichtum für alle" soll es sein!
So weit so überzeugend. Problem: Reichtum ist ja bekanntlich relativ, definiert sich als "Einkommen über 200 % des Durchschnitteinkommens (Nettoäquivalenzeinkommens) eines Landes". Während also ALLE am Wohlstand (Häuschen, Fernseher, Auto, Sommerurlaub in Itatlien etc) teilhaben können, kann nicht jeder reich sein.
Macht nix! Wenn erst alle reich sind, kann man sie richtig gut besteuern! Dann gleicht sich das wahrscheinlich wieder aus... und das ist dann tatsächlich gerecht. (Bisher finden wir dummes Wahlvolk Steuern ja hauptsächlich dann gerecht, wenn sie von den anderen gezahlt werden.) Nee, is schon klar, Herr Gysi!

4. Die Grünen
Hier finden wir tatsächlich eine Aussage, noch dazu eine doppelbödige. Zugleich gegen die Atomkraft sein und gegen eine Koalition der CDU-FDP, ohne dabei gleich die Beteiligung an der Regierungsbildung (gar unter Beteiligung beider) auszuschließen (von Jamaika ist ja nicht die Rede...) - Respekt! Und sein eigenes Plakat kaufen kann man auch.


5. SPD
Der Vizekanzler wirbt damit, ein Programm zu haben. Das allein ist irgendwie schon beeindruckend. Große Teile davon druckt er aufs Plakat. Nun braucht man nur noch eine rote Ampel und eine gute Brille - aber nein, Ihr habt ja recht: über mangelnde Information kann man sich hier wirklich nicht lustig machen. Nur über schlechte Grafik.
6. FDP
Anders die FDP:
Die sagen zwar, sie könnten es besser, aber stimmt das auch? und was genau kann D. besser? und wie? Ein anderer Blogger hat schön formuliert, was ich gerne selbst gesagt hätte. Ich will es dem Leser nicht vorenthalten:
Deutschland kann es besser, titelt das Plakat. Was ja schon eine bodenlose Frechheit der FDP ist, oder sehe ich das falsch?
Wenn Deutschland etwas besser kann, dann heißt das ja, dass es zur Zeit eher schlechter läuft.
Was kann Deutschland eigentlich besser? Wirtschaft? Arbeitslosenquote? Internetfreiheit? Oder doch nur Wahlplakate? Da hätte die FDP recht, bessere Wahlplakate kann Deutschland nämlich wirklich machen als so ein Rotz.
Und dass dieses ominöse "es" dann mithilfe der FDP besser laufen soll - tschuldigung, das kann selbst die titanic nicht besser erfinden. Der Slogan ist wohl ein Griff ins Klo.
Danke, Teilzeitlügen!

Bleiben nur noch:
7. Die Piraten
Amen. Schöner hätte ich es nicht sagen können.

Quellen:
http://www.bundestag.de/btg_wahl/index.html
http://www.mlpd.de/
http://www.mlpd.de/uber-uns/gestaltungsmittel/weg-mit-hartz-iv/image_preview
http://www.arbeitsagentur.de/Navigation/zentral/Buerger/Arbeitslos/Alg-II/Alg-II-Nav.html
http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgergeld
http://www.cdu.de/
http://www.rhetorik.ch/Aktuell/09/05_04/index.html
http://die-linke.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Erhard
http://de.wikipedia.org/wiki/Reichtum
http://www.gruene.de/
http://www.gruene.de/einzelansicht/artikel/unsere-wahlplakate.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Jamaika-Koalition
http://www.spd.de/start/portal/start.html?ref=http://www.google.de/search?q=spd&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a#thema
http://www.fdp-bundespartei.de/fdp/
http://www.piratenpartei.de
http://wiki.piratenpartei.de/TH:AG_Wahlkampf/Material#Gro.C3.9Fplakate

Einige Kolleginnen und Kollegen, die Wahlplakate auch (nicht) mögen:
http://www.stern.de/wahl-2009/kandidaten/angela-merkel-im-wahlkampf-chefin-bei-den-c-feministinnen-1503711-photoshow.html
http://1234rockandroll.blogspot.com/2009_08_01_archive.html
http://www.sajonara.de/2009/09/03/wahlwerbung-fuer-frank-walter-steinmeier-einpacken-fuer-die-spd/
auch hier, vielleicht parteiisch:
http://waehltvera.wordpress.com/2009/09/08/frisch-vom-friedhof-der-weltgeschichte-strobeles-wimmelbild/

Dieser Beitrag ist ein Update zu Qual der Wahl. Wahl-o-mat.