Dienstag, 1. Dezember 2009

Studierendenproteste in Serie. Heute: Studiengebühren (3. und letzter Teil)



Die Studierendenproteste sind offenbar NOCH globaler, als man bisher mitbekommen hat. Das ist insofern erstaunlich, als es 2009 anders als 1969, viel unpolitischer zugeht bei den Protesten. Waren es damals über die konkrete Situation an den Universitäten hinausgehende politische Anliegen (Vietnam Krieg, Antikapitalismus, Schah-Besuch und APO), die eine Medienöffentlichkeit sicherten, ist der Protest heute offenbar überall mehr auf das Wesentliche beschränkt: Studiengebühren, Studieninhalte, universitäre Infrastruktur. In Lüneburg wurde der Hörsaal ganz explizit NICHT vom AStA besetzt, sondern von "richtigen" Studierenden (also wohl solchen, die sich sonst nicht organisiert hochschulpolitisch engagieren). In München gibt es eine Facebook-Gruppe gegen die "Hippies im Audimax".

Dass der sozial beschränkte Zugang zu höherer Bildung natürlich doch ein hochpolitisches Thema ist, sieht man auch und vor allem an den Protesten in Kalifornien: friedlich demonstrierende Studierende wurden dort mit Tasern (Elektroschocker) konfrontiert, Polizei erschien in voller Straßenkampf-Rüstung. Dort steigen die Studiengebühren übrigens um 32% auf über 10.000 $/Jahr. Und die UC ist noch nicht mal eine der berühmten privaten Hochschulen, sondern staatlich. Soweit zur Finanzkrise, und "richtigen" Studiengebühren.

Ich bleibe dabei: Jede Gebühr, die einen begaben jungen Menschen vom Studieren abhält, ist zu hoch. Aber alle, die sich das Studium leisten können, sollten sich mal fragen, was Ihnen die Chance auf Bildung wert ist. UND aufhören, ständig über Anwesenheitspflicht und Lesekontingent und andere Aufgaben zu nölen: Nix ist Pflicht. Das Studium ist nicht Pflicht. Aber wenn ein Dozent empfiehlt, ein Buch zu lesen, dann ist das wahrscheinlich nicht Schikane, sondern der beste Weg, etwas zu lernen... Es würde vielen protestierenden Studierenden gut anstehen, ihre Chance trotz widriger Umstände zu nutzen, indem sie ihre Schülermentalität (ich muss das lernen) ganz rasch gegen eine Studentenmentalität (ich will das lernen) eintauschen. Das ist nervig und schwierig, wenn man grad 19 ist und bisher geglaubt hat, erwachsen sein hieße vor allem, selbst zu bestimmen wann man schlafen geht (und mit wem). Die Leute, die man in der Schule "Streber" geschimpft hat, haben es da leichter.




Links:
http://www.youtube.com/watch?v=0OQtp1UJpOo
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,663831,00.html
http://www.feministing.com/archives/019050.html?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+Feministing+(Feministing)

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