Freitag, 5. Oktober 2007

University of Berkeley by Youtube.

Spiegel online berichtet heute, die University of Berkeley habe seit letzten Mittwoch fast 300 mitgefilmte Stunden Vorlesung by youtube ins Netz gestellt, und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die meisten davon scheinen aus dem Bereich Naturwissenschaften zu sein, wobei mir besonders die Kursnamen gefallen. "Physics for Future Presidents" von Professor Richard A. Muller beispielsweise konzentriert sich auf

"most interesting and important topics in physics, stressing conceptual understanding rather than math, with applications to current events. Topics covered may vary and may include energy and conservation, radioactivity, nuclear physics, the Theory of Relativity, lasers, explosions, earthquakes, superconductors, and quantum physics." Cool. Und so anwendungsorientiert. Offenbar wird hier nicht erwartet, dass man nachher selber eine Atombombe bauen kann, sondern nur, dass man versteht, was passiert, wenn man den roten Knopf drückt...

Das ganze geht natürlich nur, weil Berkeley auf youtube ein eigenes Portal hat, auf dem sie die sonst übliche Sperre von 100 MB oder 10 Minuten umgehen können, um 40-50 minütige Vorlesungen hochzuladen.

Fragt sich nur, wie sich das mit den hohen Studiengebühren in Einklang bringen lässt - die liegen im Moment für Undergrads bei $19,620 (ohne Lebenshaltungskosten wohlgemerkt), in der Grad-school zwischen $ 30.000 (für Einwohner Kaliforniens) bis $ 45.000 (für internationale Doktoranden) pro akademisches Jahr. Kostenloses Gasthören, wie in Deutschland (wo das zwar auch ein paar Euro kostet, aber nie kontrolliert wird) ist ja eigentlich weder üblich noch möglich. Naja, ich nehme an, wenn ich einen offiziellen Degree will, und/oder Zugang zu den Büchern der Bibliotheken, dann muss ich mich wohl immer noch für teures Geld registrieren. Ansonsten aber ist das doch ein großer Schritt Richtung International Scientific Community! Schade nur, dass Kommentare (vor allem auf den wissenschaftlichen Inhalt bezogen) offenbar noch nicht an der Tagesordnung sind...

Aber natürlich ist es vor allem ein famoser Marketing-Trick. In ihrer eigenen Presse-Mitteilung schreibt UC Berkeley: "UC Berkeley on YouTube will provide a public window into university life - academics, events and athletics - which will build on our rich tradition of open educational content for the larger community," said Christina Maslach, UC Berkeley's vice provost for undergraduate education. Mit dem Ergebnis, dass die Uni möglicherweise noch berühmter wird als sie schon ist, und ihre Professoren noch mehr als Autorität gelten. In diesem Sinne: Let there be light!

(Videostreaming, podcasts und ähnliches gibt es natürlich schon seit einigen Jahren auch an anderen (amerikanischen) Universitäten... am MIT zum Beispiel...)

http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,509453,00.html
http://www.berkeley.edu/news/media/releases/2007/10/03_YouTube.shtml
http://www.youtube.com/ucberkeley
http://www.youtube.com/view_play_list?p=095393D5B42B2266

Dieser Artikel ist ein Update zu Globale Wissenschaft. Englisch ist das Neue Latein.

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