Donnerstag, 27. September 2007

Wird auch Zeit? Berlin University Press.

Über den arthist-newsletter kam heute die kurze Information herein, es sei nun endlich die "Berlin University Press" gegründet worden. Diese wolle "nach dem Vorbild seiner angelsächsischen Vettern" Sachbücher hervorbringen, die auf allgemeineres Interesse auch ausserhalb der akademischen Zirkel hoffen dürften. Mit Verweis auf zwei Artikel, in der SZ vom 21.9., und der FAZ vom 25.9. des Jahres.

Die Zeit wird da zum Glück etwas ausführlicher:
So erfahren wir, dass der Verlag gar nichts mit den Berliner Unversitäten zu tun hat. Mehr noch: "Gottfried Honnefelder, der Gründer der bup, wie wir sie jetzt nennen dürfen, [habe] nie im Sinn [gehabt], einen Wissenschaftsverlag zu gründen. Er hat auch überhaupt nicht gegründet, sondern, so heißt das in der Branche, einen Mantel gekauft. Er hat den im Jahr 2000 gegründeten Berlin University Verlag, dessen Besitzer den Mantel im Schrank hängen gelassen hatte, übernommen.[...] Honnefelder möchte unter dem noblen Universitätshut einerseits lesbare Wissenschaft unter das Volk der gebildeten Normalverbraucher bringen und andererseits parallel zu den gewohnten Übersetzungen aus dem Englischen auch deutschsprachige Wissenschaft über die Sprach- und Landesgrenzen transferieren."
Das Konzept wird als "tetrapodisch" (fünfbeinig? - man ist ja gebildet! Wissenschaft!!! [Ups: erfahre grad: vierbeinig. Soweit zu Bildung... seufz.]) beschrieben, Kulturwissenschaften, Naturwissenschaften, und alles dazwischen, was den Menschen erleuchten könnte. Auch die Gestaltung durch Fotograf und Grafiker Rainer Groothuis wird gelobt, denn es
"schmeißt sich kein buntes Bild oder knalliger Slogan an den Kunden ran, vor ihm steht ein schönes Schriftbild. [...] Die Bücher der bup liegen angenehm in der Hand und sind, wie man im Mutterland der University-Press-Verlage sagen würde, easy on the eyes. Format, Papier, Typografie und Abbildungen kommen zusammen in sinnvoller und ästhetischer Selbstverständlichkeit, die natürlich gar nicht selbstverständlich ist."
Na, da darf man ja mal gespannt sein. Immerhin ist gleich auch ein deutscher Kunsthistoriker darunter: Gottfried Boehm: Wie Bilder Sinn erzeugen – Die Macht des Zeigens.

Was aber nun aus den "echten" Universitätsverlagen werden soll - also Verlagen, bei denen die Wissenschaftler der eigenen Universität publizieren können und sollen, sodass der Erlös der staatlich-universitär-institutionell bezahlten Forschungsleistung sowohl ideell als auch materiell wieder bei ebendieser Forschungsinstitution ankommt - das steht wohl auch weiterhin in den Sternen. Einige Verlage gibt es ja auch schon, so zum Beispiel an der FU oder in Flensburg.
Und auch meine liebe TU hat offenbar einen (wenn auch grottenschlecht vermarkteten) Eigenverlag. Ich meine, hallo? So wollen sie mich zur Publikation in ihrem Verlag bringen? "Wer wissenschaftlich arbeitet, muss publizieren. Einige Gründe:
-Formalien: für Dissertationen und Habilitationen gibt es eine Publikationspflicht, die in den Promotionsordnungen festgelegt ist.
-Förderungsbedingungen: für Forschungsprojekte schreibt der Drittmittelgeber in der Regel eine Publikation (Abschlussbericht) vor.
-Renommee: wer nicht publiziert, wird nicht wahrgenommen (qualitatives Argument).
-Impactfaktor: wer nicht zitiert wird, gilt nichts (quantitatives und qualitatives Argument)."


Geht's noch etwas dröger? Natürlich stimmt das alles - gilt aber eben auch für jeden anderen Verlag! Wo sind die Argumente, warum ich genau beim TU Universitätsverlag publizieren sollte? Man kann kaum glauben, dass es an dieser Unversität einen, nein sogar zwei Lehrstühle für Marketing geben soll - bei der Umsetzung der Theorie hapert es zumindest noch.
Vielleicht lernen die Unversitäten irgendwann einmal, ihre schönen theoretischen Konzepte bei sich selber anzuwenden. Dann wird es möglicherweise sogar interessant für die Forscher, bei ihrer eigenen Uni zu publizieren. Was dem (internationalen) Renommée der Uni zugute käme. Und den Wissenschaftlern, die dort arbeiten. Und den Studierenden. Und im interuniversitären Exzellenz-Wettbewerb Kriterien für eine Evaluation liefern würde. Und so weiter. Und so fort.

Aber das kostet wahrscheinlich bloß wieder Geld, nicht wahr?

http://www.zeit.de/2007/40/KA-BUP?from=rss
http://160.45.159.2/dup/main.htm
http://www.ub.tu-berlin.de/publikationen/verlag/index.html

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

tetrapodisch: vierbeinig

enneasophistisch,
regensburger feldforscher

Bleistifterin hat gesagt…

rff - vielen Dank für den Hinweis. Weder griechisch noch mathe waren in meinem Abitur gefragt... :-D
Werde den Text allsgleich korrigieren.

Anonym hat gesagt…

jetzt auch mit website
Berlin University Press

Anonym hat gesagt…

Herr H. kauft nicht nur verblendende Namensbezeichnungen ein, sondern auch regelmäßig blendende, schnelle Autos für seine Söhne. Unseriös und profitorientiert - weder wissenschaftlich noch intelligent. Bloß die Finger davon lassen...