Sonntag, 25. Februar 2007

Mindestlohn für Akademiker (1)

Frau Schavan versucht erfreulicherweise wieder einmal einen Ausflug in die Realität.
Diesmal möchte sie verhindern, dass ausländische Wissenschaftler, die für viel Geld an deutschen Universitäten ausgebildet wurden, nolens volens das Land verlassen müssen, weil sie als Berufseinsteiger das geforderte Mindesteinkommen von 85.000 Euro nicht aufbringen könnten.
Ein seltener Moment der Klarheit: wer verdient schon 7.000 Euro/Monat als Einstiegsgehalt? Realistischer seien 35.000/p.a (also knapp 3000 Euro/Monat), schlug der Grüne Volker Beck in die gleiche Kerbe. Das bestätigt auch eUni.
Und wenn die hervorragenden Nachwuchswissenschaftler an einer deutschen Universität bleiben wollen? Dann verdienen sie, egal ob In- oder Ausländer, sogar noch weniger. Vorausgesetzt natürlich, dass sie überhaupt eine Stelle bekommen, denn die werden ja vielerortens kurzerhand gestrichen. Und wenn man dann sein Glück im Ausland versucht, muss man sich den Vorwurf des "brain drain" gefallen lassen.
(Lesen Sie dazu auch hier!)
Für mich zum Beispiel wäre eine typische Stellenausschreibung folgende:
"Am Institut für Kunstgeschichte der RWTH Aachen ist ab 1. April 2007 die Stelle einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin/eines wissenschaftlichen Mitarbeiters (auf Dauer) zu besetzen(Beschäftigungsgrad 50%, Vergütung nach TV-L E 13, ehem. BAT IIa/Ib).
Voraussetzung sind ein mit ausgezeichneter Promotion abgeschlossenes Studium der Kunstgeschichte, Erfahrungen in der Lehre sowie der Nachweis über die erfolgreiche Acquise von Drittmitteln und der Mitarbeit an Forschungsprojekten.
Zu Ihren Aufgaben gehört die Mitarbeit in Lehre (Umfang 6 SWS), Forschung und Verwaltung."*
Also: dank Doktortitel mit magna cum darf ich mich auf eine Halbtagsstelle bewerben, bei der ich drei Seminare unterrichten soll, und nebenher Forschung und Verwaltungsaufgaben erfülle. Dafür erhalte ich dann weniger als 1500 Euro brutto. Wenn das kein Anreiz ist! Weiß auch nicht, warum ich mich grad in den USA bewerbe...

*Kunstgeschichte mag extrem sein. Ein Freund von mir hat eine ähnliche Stelle (BAT IIa, 50%, bei der er "nur" 2 SWS unterrichten muss, und das Diplom ausreichend war als Qualifikation. Das ist aber VWL).

Keine Kommentare: