Mittwoch, 28. Februar 2007

Web 2.0

noch Fragen?



http://www.youtube.com/watch?v=6gmP4nk0EOE
(Gerne hätte ich an dieser Stelle das Video direkt eingestellt, wie es so viele KollegInnen tun. Leider behauptet youtube, dass mein Benutzername und/oder Passwort bei Blogger nicht bekannt seien. Liegt wohl an der Beta-Version, denn mit meinem früheren Blog funktionierts ja. Für sachdienliche Hinweise zur Lösung des Problems bin ich dankbar!)
(Jetzt hat's ja doch noch geklappt. Habe das Video in einem alten Blog gepostet, dann hierher kopiert. Umständlich, aber erledigt! Trotzdem: wer was besseres weiß, oder gar die Lösung des Problems...bitte melden! Danke!)

Unternehmensgeist

Gerade entdecke ich einen Blog, der sich mit den wirklich wichtigen Themen auseinandersetzt, da ist er auch schon fast wieder tot. Der Blogger macht Karriere (und wir wünschen ihm alles Gute!), aber der Blog wird wohl dabei drauf gehen. Schade, denn vieles von dem, was hier gesagt wurde, ist mir aus dem Herzen geschrieben.
Zum Glück bleibt die Seite erhalten und kann archivalisch nachgelesen werden:
"Unter www.UnternehmensGeist.de finden Sie nicht nur neue Artikel, sondern auch
sämtliche (!) alten Beiträge. Möglich gemacht hatten dies die Zauberhände eines
hartnäckigen IT-Tüftlers, der während eines 30-minütigen Telefonats den Kampf
der Formate an meiner Seite ausgefochten hatte :-).Da ich es nach 560 Tagen
nicht über das Herz bringe, das Blog im Nichts verschwinden zu lassen, bleibt es
bis auf Weiteres bestehen. Das bedeutet im Detail: Die nächsten vier Wochen
können Beiträge und Kommentare geschrieben werden, danach ist mit Neuem Schluss.
Das Lesen im gesamten Blog ist aber weiterhin möglich."

Danke dafür! Und vielleicht machst du ja doch weiter?

Qualitätsmanagement an Hochschulen

Gerade habe ich an einer zweitägigen Fortbildung für Doktorandinnen teilgenommen, mit deren Hilfe die TU den weibllichen wissenschaftlichen Nachwuchs fördern will. Das "Virtuelle Kolleg- ProMotion" bietet in vier Modulen Hilfe zu den Themen Präsentation/Gesprächsführung, Zeitmanagement, Konfliktmanagement und Networking. Was daran "virtuell" war, habe ich zwar nicht verstanden - wir saßen ja alle zusammen in einem Raum - aber dass es Spaß gemacht hat und effektiv war kann ich aus voller Überzeugung sagen.
(Deshalb an dieser Stelle nochmal Lob und Dank an Svenja Neupert, und natürlich auch Werbung, denn schließlich ist nicht jeder, der ein solches Training brauchen kann, Doktorandin an der TU...)
Svenja berichtete, dass sie diese Kurse seit Jahren gibt, nicht nur an der Uni, und dort nicht nur an Nachwuchswissenschaftlerinnnen (ja, liebe Männer, Ihr werdet auch gefördert!). Ironischerweise wehren sich die Herren Professoren gegen den "neumodischen Quatsch" nur so lange, bis sie erfahren, dass das "in der Wirtschaft schon ganz lange üblich" sei.
Absurd - denn schließlich werden solche Coachings an Universitäten entwickelt und erforscht, die Trainer dort ausgebildet. Nur angewendet werden die Ergebnisse eben nicht, zumindest nicht an den Universitäten.
Das soll sich jetzt aber zum Glück ändern: zusammen mit der Heinz-Nixdorf-Stiftung hat der deutsche Stifterverband ein Forschungsprojekt zur "deregulierten Hochschule" ausgeschrieben. Bravo! Es kann ja auch nur besser werden!

Montag, 26. Februar 2007

Diamonds are a Girl's best friend

Ich hab zwar mal wieder keine Valentinskarten bekommen, dafür aber schrieb der Polnische Schotte folgende Email:

"Truth stranger than fiction:
http://en.wikipedia.org/wiki/BPM_37093
Weird shit..... and somewhere there are planets covered with chocolate too no doubt. Lucy in the sky...."

Wow! Komm Schatz! Fang mir 'ne Sternschnuppe!

Mindestlohn für Akademiker (2)

Neulich stands in der Zeitung: Das BaFög wird mal wieder nicht erhöht...
Das ist die fünfte Nullrunde in Folge, also kein Inflationsausgleich seit Einführung des "Teuro". Immerhin darf man jetzt zum Förderhöchstsatz von 375,- (wenn man ihn denn bekommt) 400 Euro hinzuverdienen. Den Förderhöchstsatz bekommt man aber nur, wenn man nichts erspart hat und beweisen kann, dass die Eltern einen entweder nicht unterstützen können oder wollen.
Das heisst, ein Vollzeitstudent - und andere gibt es ja offiziell in Deutschland nicht - belegt im Bachelor-Studiengang "Economics" (vernünftig sein, was anständiges studieren!) pro Semester ca 5 Module, das sind ca. 26 Stunden pro Woche, plus (mindestens!) 13 Stunden Vor- und Nachbereitung/Lernen.
Nebenher arbeitet er für seinen 10-Euro/Stunde-Studentenjob eine volle 37-Stundenwoche, um auf ein Monatseinkommen von 775,-Euro zu kommen. Davon spart er genug an, um zweimal im Jahr 500 Euro Studiengebühr und die Rückmeldung von knapp 200 Euro zu bezahlen. Berliner Mieten sind ja zum Glück günstig, für Bücher gibt's die Bibliotheken, Essen kann man in der Mensa - lecker, gesund, ausgewogen. Im Schnitt wirds wohl reichen, oder?
Die Woche hat 168 Stunden, davon studiert/arbeitet unser WiWi 76, schläft 56, na, da bleiben doch vier Stunden am Tag für Fahrtzeiten, Einkaufen, Essen, Hygiene, Sport und Sozialleben.
So kann man doch die Regelstudienzeit von 6 Semestern problemlos einhalten, oder? Und wer lieber nicht arbeiten möchte, kann sich ja mit einem Studienkredit in die richtige Ausgangsposition für einen erfolgreichen Karrierestart begeben: knapp 5.000 Euro Schulden sind für eine Praktikanten auf Arbeitssuche schließlich genau der richtige Ansporn!

Oder aber man übt sich im Einwerben von Drittmitteln: "Liebe Oma! Mein Studium läuft richtig gut..."
Wer wundert sich eigentlich über die soziale Selektion an der Universität?

Dieser Artikel ist ein Update zu: Mindestlohn für Akademiker (1)

Sonntag, 25. Februar 2007

Mindestlohn für Akademiker (1)

Frau Schavan versucht erfreulicherweise wieder einmal einen Ausflug in die Realität.
Diesmal möchte sie verhindern, dass ausländische Wissenschaftler, die für viel Geld an deutschen Universitäten ausgebildet wurden, nolens volens das Land verlassen müssen, weil sie als Berufseinsteiger das geforderte Mindesteinkommen von 85.000 Euro nicht aufbringen könnten.
Ein seltener Moment der Klarheit: wer verdient schon 7.000 Euro/Monat als Einstiegsgehalt? Realistischer seien 35.000/p.a (also knapp 3000 Euro/Monat), schlug der Grüne Volker Beck in die gleiche Kerbe. Das bestätigt auch eUni.
Und wenn die hervorragenden Nachwuchswissenschaftler an einer deutschen Universität bleiben wollen? Dann verdienen sie, egal ob In- oder Ausländer, sogar noch weniger. Vorausgesetzt natürlich, dass sie überhaupt eine Stelle bekommen, denn die werden ja vielerortens kurzerhand gestrichen. Und wenn man dann sein Glück im Ausland versucht, muss man sich den Vorwurf des "brain drain" gefallen lassen.
(Lesen Sie dazu auch hier!)
Für mich zum Beispiel wäre eine typische Stellenausschreibung folgende:
"Am Institut für Kunstgeschichte der RWTH Aachen ist ab 1. April 2007 die Stelle einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin/eines wissenschaftlichen Mitarbeiters (auf Dauer) zu besetzen(Beschäftigungsgrad 50%, Vergütung nach TV-L E 13, ehem. BAT IIa/Ib).
Voraussetzung sind ein mit ausgezeichneter Promotion abgeschlossenes Studium der Kunstgeschichte, Erfahrungen in der Lehre sowie der Nachweis über die erfolgreiche Acquise von Drittmitteln und der Mitarbeit an Forschungsprojekten.
Zu Ihren Aufgaben gehört die Mitarbeit in Lehre (Umfang 6 SWS), Forschung und Verwaltung."*
Also: dank Doktortitel mit magna cum darf ich mich auf eine Halbtagsstelle bewerben, bei der ich drei Seminare unterrichten soll, und nebenher Forschung und Verwaltungsaufgaben erfülle. Dafür erhalte ich dann weniger als 1500 Euro brutto. Wenn das kein Anreiz ist! Weiß auch nicht, warum ich mich grad in den USA bewerbe...

*Kunstgeschichte mag extrem sein. Ein Freund von mir hat eine ähnliche Stelle (BAT IIa, 50%, bei der er "nur" 2 SWS unterrichten muss, und das Diplom ausreichend war als Qualifikation. Das ist aber VWL).

Freitag, 23. Februar 2007

Wirtschaft und Alkohol

Mein Freund der Gesundheitsökonom schickte mir gestern folgenden Artikel (kann/soll man hier erwerben):


Demnach haben amerikanische Wissenschaftler* herausgefunden, dass Jugendliche , die regelmäßig Alkohol trinken, später mehr Geld verdienen als brave Brausetrinker - allerdings gelte das nur für Männer. Denn natürlich sei es nicht der Genuss oder gar die Wirkung von gesellschaftlich akzeptierten n-Alkanolen auf Körper und Geist der Knaben, sondern die eingeübten Techniken des "male bonding", die sich positiv auf spätere Geschäftskontakte auswirkten - auch nachzulesen bei Schivelbusch, hier:



Aber die Verbindung von Wirtschaft und Ökonomie geht ja noch viel weiter! Nicht nur beim Netzwerken, nein, auch beim Verkauf direkt, hier im konkreten Beispiel Einzelhandel, soll der Alkohol dem Unternehmer nützen. So schildern es zumindest unsere Freunde vom cfc, ausführlich nachzulesen hier, ich zitiere die Frage 7:

7.) Auf welche Methoden setzen Sie bei der Kundenbindung?"

Antwort: "Freundlichkeit, Service, Qualität, ­ Alkohol"


Von wegen, Servicewüste Deutschland! Das klingt doch ganz fantastisch! Allerdings reicht dann der Online-Shop nicht aus, denn, so heißt es auch:

"E-Commerce ist leider zu unpersönlich und nicht haptisch genug -­ eben kein nettes Kunden-Gespräch mit einem Glas Gin-Tonic in der Hand. Probleme die sich leider nicht lösen lassen"

Ein wahres Wort gelassen ausgesprochen. Fragt sich nur, lieber Christoph: braucht es wirklich Schnapps, um Männer zum Kauf englischer Gummistiefel zu bewegen? Ich zumindest habe bei Euch noch keinen G&T angeboten bekommen...

Warum (gerade) Mathematik? Warum gerade ich?

Kaum veröffentliche ich einen Blog über Mathematik im Alltag - dabei wollte ich mich dieses Jahr doch den Geisteswissenschaften widmen! - schickt Amazon mir eine freundliche Email mit dem Hinweis auf dieses Buch:


Da kann man schon ein bißchen paronoid werden. Meines Wissens habe ich noch niemals freiwillig ein Mathematikbuch erworben. Obwohl die titelgebende Frage natürlich berechtigt ist, und mich die Antwort schon lange interessiert... Trotzdem, das Rätsel bleibt: warum empfiehlt der Online-Buchhändler mir ein Buch über Mathematik?

Nachdenken ergibt folgendes: Auf einer Party habe ich mich einmal mit einem Doktoranden unterhalten, der mir von den Vorzügen der reinen Mathematik vorschwärmte. Ich glaube, er hatte keine Freundin. Mich hat er auch nicht beeindruckt. Aber die Gastgeberin schenkte mir zum Geburtstag dieses Buch:
(sogar mit Abakus!) War das ein Hinweis? vielleicht gar auf die Vorzüge des Mathematikers? Sollte ich verkuppelt werden?
Es ist viele Jahre her, wenn ja, hat's also nicht geklappt. Und es erklärt immer noch nicht den Werbebrief der Amazoner. Aber dann habe ich herausgefunden, dass ich tatsächlich schon einmal ein Buch von Ian Stewart gekauft hatte. Nämlich dieses hier:

Und damit ist ja auch schon alles erklärt.

Donnerstag, 22. Februar 2007

DFG-Besuch

Heute war die DFG zu Besuch. Nicht bei mir direkt, aber bei meinem Graduiertenkolleg. Die Laufzeit eines Grakos beträgt klassischerweise drei Jahre, und kann zweimal verlängert werden. Im besten Fall hatten dann drei Generationen von DoktorandInnen die Chance, mittels eines Stipendiums an Ihrer Dissertation zu schreiben.
Um von der DFG gefördert zu werden, sollte man heutzutage möglichst viele der folgenden Kriterien bedienen: Interdisziplinarität, Internationalität, und natürlich Exzellenz! Selbstverständlich konnten wir all das bieten, zudem sahen unsere Posterpräsentationen gut aus und die Vorträge waren hervorragend , die amerikanischen Gäste lobten uns über den grünen Klee , das Catering fiel üppig aus und zum Schluss wurde die Politik als der gemeinsame Feind jeglicher freier Forschung festgestellt - kurzum, es überrascht nicht, dass wir einen großen Sieg verbuchen konnten: nach nur zwei Jahren haben wir uns so überzeugend als global player im Forschungsfeld Metropolitan Studies etabliert, dass uns die Verlängerung sicher ist! Hurra!

Dienstag, 20. Februar 2007

Mathematik im Alltag

Neulich sagte ein kluger Mensch im Radio einmal laut, was ich mir schon in der Schule gedacht habe: der Mathe-Unterricht geht am Leben vorbei! Nur zwei Dinge hätten wir demnach wirklich lernen müssen: Prozentrechnung - und darauf aufbauend: Wahrscheinlichkeitsrechnung. Beides fand ich immer extrem fad und unverständlich. Spaß machte hingegen immer Mengenlehre . Dank Jessica Hagy können wir jetzt alle sehen, dass auch sie im Alltag extrem nützlich sein kann!

Ein paar Beispiele hier:

Religion:

Musik:
Liebe: Politik:
Familie:
Freizeit:

Montag, 19. Februar 2007

Geisteswissenschaften? Schaffen wir sie doch einfach ab!

Mein Freund der Theaterwissenschaftler erzählte mir neulich unter einigem Frust Details aus seinem Forschungsprojekt, auf die ich hier nicht eingehen möchte. Unter anderem erwähnte er jedoch die Tatsache, dass das Einsteinjahr ein Budget von nicht gerade üppigen Euro 250 000,- gehabt habe, die Kampagne für die ach-so-förderungswürdigen Geisteswissenschaften zum gleichen Zweck aber nur Euro 50 000,- zur Verfügung habe.* Für ein ganzes Jahr, deutschlandweit. Weshalb unsereins allerlei Projekte im Rahmen der Feierlichkeiten dann eben umsonst, gratis und für lau organisieren solle. Es werde also von offizieller Seite verlangt, dass wir den Markt, in dem wir arbeiten wollen, und der ja sowieso offenbar nicht als solcher anerkannt wird, noch weiter zu schwächen, indem wir unsere Arbeit nicht als solche verkaufen (dürfen). Sein Fazit: Dann schaffen wir die Geisteswissenschaften eben einfach ab, wenn niemand dafür bezahlen will!
Interessanter Vorschlag. Ich werde eine Welt ohne Geisteswisssenschaftler in Zukunft an dieser Stelle einmal durchspielen.


*Ich habe keine Belege für diese Zahlen und auch keine Ahnung, wie ich an solche kommen könnte. Aber für diesen Kontext reicht der Frust des Gerüchtes, und dass es als so glaubhaft gilt.

Schreiben für die Seele

Es gab mehrere Gründe, warum ich diesen Blog angefangen habe. Einer davon ist, dass mir das Schreiben Spaß macht. Aber es ist mehr als das: es tut mir auch gut.
Wenn ich zum Beilspiel irgendetwas, leider ja meist frustrierendes, in der Presse lese, dann kann ich mir das hier und jetzt sofort von der Seele schreiben. "Get it out of your system" nennt man das im englischen Sprachraum, und in der Tat ist es damit dann meist für mich erledigt. Was ich aufschreibe, schreibe ich auch weg, ohne dass ich mich noch tagelang darüber aufrege und all meinen Freunden mit dem immer-gleichen Thema auf den Nerv falle.
Falls wir aber doch darüber sprechen sollten, so kommt ein zweiter Vorteil zum Tragen: habe ich etwas einmal schriftlich formuliert, so habe ich es in der Regel auch durchdacht und mir eine reflektierte Meinung darüber gebildet. Auch das hilft, angstbeladene oder frustrierende Themen zu entschärfen.
Entwarnung: Das soll keinesfalls heißen, dass dieser Blog allein als Kummerkasten dienen wird!
Aber er könnte, und das ist doch ein angenehmer Nebeneffekt.
Interessanterweise habe ich in der letzten "Emotion" zu diesem Thema einen Artikel gesehen: "Schreiben für die Seele". Poesietherapeutisches, freies Schreiben ist aber dann irgendwie doch nicht mein Ding...

Beta kann gar nichts!

Nachdem ich gerade eine geschlagene Stunde damit zugebracht habe, mich in meinem eigenen Blog anzumelden, kann ich all den anderen Nutzern nur zustimmen: Beta ist doof.
Nicht nur zwingen sie einen, ein Google Konto anzulegen. Sie behaupten auch andauernd, meine Email-Adresse sei nicht korrekt. Naja. Offenbar ist das Problem jetzt gelöst. Für heute.
Ein Blog zum Frustabbau - siehe folgenden Eintrag zum Thema "kreatives Schreiben als Therapieform" - sollte aber den Frust eigentlich nicht zusätzlich erst noch produzieren.

Mittwoch, 14. Februar 2007

2007 - Jahr der Geisteswissenschaften

Nach sieben Jahren, die den Naturwissenschaften gewidmet waren (wir erinnern uns: auf Physik, Lebenswissenschaften, Geowissenschaften, Chemie und Technik folgten 2005 das Einstein-Jahr und 2006 das Informatikjahr) ist dieses Jahr für die Geisteswissenschaften da! Fantastisch, möchte man als GeiWi rufen, endlich, wurde auch Zeit! Endllich darf ich erhobenen Hauptes durch Berlin gehen und offen bekennen: Ich bin Geisteswissenschaftler, und das ist auch gut so!
Und dann fragt man sich sofort, warum die Naturwissenschaften jede ein eigenes Jahr kriegen, während die zahlreichen Disziplinen der Geisteswissenschaften alle auf einmal abgehandelt werden. Immerhin fallen darunter so unterschiedliche Fachbereiche wie die Sprachwissenschaften (unterteilbar nach Sprachfamilien wie Romanistik, Anglistik etc), oder die Erziehungswissenschaften, oder alle historischen Fächer (von Urgeschichte bis Zeitgeschichte), oder Politikwissenschaften, oder Regionalstudien (wie Orientalistik, Islamistik, Sinologie), oder Religionswissenschaften - und dann erst kommen die vermeindlich musischen, als Höhere-Töchter-Fächer verspottete Disziplinen wie Kunstgeschichte, Musikwissenschaft oder Theaterwissenschaft.
Wohlgemerkt, die Liste ist keineswegs vollständig, soll aber zeigen, wie viele Untergruppe die Geisteswissenschaften bilden, von denen jede wiederum aus weiteren Einzelfächern besteht.
Orchideenfächer? Vielleicht die Alt-Byzantinistik, aber Geschichte? Oder Germanistik?
Im Übrigen ging die Vermehrung des Wissens immer schon mit Spezialisierung einher. Genauso wie wir die Unterschiede der einzelnen Naturwissenschaften anerkennen, oder die Notwendigkeit einer Differenzierung in der Facharzt-Ausbildung, sollte man die Geisteswissenschaften nicht alle über einen Kamm scheren. Wir buchen die Physik ja heute auch nicht mehr unter "Philosophie" - und doch hat sie da ihren Ursprung.

Aber deshalb gibt es ja das Jahr der Geisteswissenschaften, höre ich den NaWi oder WiWi oder gar NiWi (nicht-Wissenschaftler) sagen, jetzt werdet ihr doch gefördert! Endlich Anerkennung!
Ha!
Schlimm genug, dass es offenbar erst möglich ist, die Geisteswissenschaften erst in der zweiten Runde der Exzellenzinitiative zu berücksichtigen und dass dann auch noch als positiv zu verkaufen.
Immerhin: "Es ist wichtig, dass wir die kleinen geisteswissenschaftlichen Fächer vor dem Ausdünnen bewahren. Gerade in Zeiten, da die Globalisierung auch die akademischen Debatten prägt ist es falsch, vor allem die Institute zu schließen, die wesentlich zum Verständnis anderer Kulturen und Welten beitragen. Wir müssen begreifen, dass die Globalisierung eben nicht nur eine ökonomische Angelegenheit ist. Nehmen Sie als Beispiel Fächer wie Sinologie, Indologie, Ägyptologie, Islamwissenschaft: Was wir 'kleine Fächer' nennen sind Disziplinen mit großen Themenfeldern. Sie betreffen ganze Kontinente und sehr relevante Kulturen, deren Bedeutung im internationalen Zusammenspiel dramatisch wächst. Wenn wir uns der Möglichkeit berauben, die Kenntnis der Werte und des Selbstverständnisses dieser Kulturen zu verstehen, hat das erhebliche Folgen - übrigens auch im ökonomischen Dialog." (Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) in einem Interview, befragt von Norbert Wallet, in der Kölnischen Rundschau Nr. 8 vom Mittwoch, 10. Januar 2007 Seite 4 Politik)
Aber wenn wir mal ehrlich sind: Nicht alle geisteswissenschaftlichen Fächer sind klein. Bei den Studierenden muß man viele dieser Fächer jedenfalls nicht anpreisen, im Gegenteil, die Anzahl der Immatrikulationen beispielsweise für die Kunstgeschichte steigt seit Jahren kontinuierlich an. Ingenieure hingegen werden gesucht. Es sind die Nicht-Akademiker, vor allem aber die Hochschulpolitiker, die lernen müssen, wofür die Geisteswissenschaften gut sind. Damit sie auf die höhere Studiennachfrage nicht weiterhin mit Stellenkürzungen reagieren.

Montag, 12. Februar 2007

Gummistiefeleien

New York, und das heißt natürlich Manhattan, ist wohl die kosmopolitischte der westlichen Metropolen. Der Mythos dieser Insel überlebt merkwürdigerweise jegliche Realitätskontrolle, ja scheint durch die persönliche Begegnung mit der Stadt sogar bestärkt zu werden. Im Herbst (2006) verbrachte ich drei Monate in New York, eine Zeit, die von aufregenden, anregenden und immer wieder überraschenden Erfahrungen geprägt war.Wieso bloß gilt diese Stadt als Inbegriff der Modernen Großstadt? Jede U-Bahn-Fahrt ist eine Zeitreise in die späten Siebziger. Mit dem Komfort von modernem ÖPNV hat das jedenfalls nichts zu tun. Das Verkehrschaos - selbst zur Rush-hour - hatte ich mir auch schlimmer vorgestellt. Wahrscheinlich sind die meisten US-Amerikaner noch nie in Paris, London oder Rom gewesen, von asiatischen Mega-Städten ganz zu schweigen. Jedenfalls bin ich noch nie in einer Metropole so sorglos bei Rot über die Ampel gegangen wie in Manhattan.Und merkwürdigerweise hatte ich auch noch nie so häufig in einer Stadt nasse Füße. Offenbar läßt das Kanalsystem stark zu wünschen übrig. Da letzteres aber für seine labyrinthischen Ausmaße bekannt und wohl kaum zu verbessern ist, bleibt dem Neu-New Yorker nur eins: Gummistiefel!
(Überhaupt müssen viel mehr Gummistiefel gekauft werden. Zum Beispiel diese zum Beispiel hier oder hier .)