Mittwoch, 13. Januar 2010

Status Quo. Was ich 2009 für die Diss gemacht habe.

Das Jahr 2008 ist mir wegen Auslaufens des Stipendiums, Arbeitssuche, Umzug, Einarbeitung in einen neuen Job etc. Diss-technisch in großen Teilen abhanden gekommen. Das sollte letztes Jahr besser werden. Der Plan war: mehrfach Urlaub nehmen um mal am Stück dran zu arbeiten. Kapitel 5 fertig kriegen (NB: ich schreibe nicht in der "richtigen" Reihenfolge. Fertig ist bisher erst Kapitel 4 und Fragmente der Kapitel 1 und 2. Und jetzt fragt mich nicht nach Seiten oder Prozent, was weiß denn ich?)
Kapitel 5 schien mir besonders interessant, aber auch sehr komplex. Ausgehend von sechs, dann doch nur vier Detailanalysen von Bahnhöfen in den USA, Südafrika, und dem damaligen Reichsland Elsass-Lothringen soll etwas über politische Bildpropaganda schreiben. Noch nie haben sich einzelne Texte so stark dagegen gesperrt, geschrieben zu werden. Ich wusste zwar recht früh, worauf ich hinaus will - doch das WIE der Argumentation war richtig schwer in Form zu hauen...


schwer in Form zu bringende Diss...

Was ich 2009 tatsächlich (endlich) geschafft habe: Alle Einzelanalysen stehen. Es fehlte nur noch der Meta-Text, die Rahmenanalyse, in der ich die Ergebnisse abstrahiere und zusammenführe. Daran arbeite ich (unregelmäßig) seit Dezember. (Ha! Wollte im Juni damit fertig sein! Egal...) Und komme zu folgendem Ergebnis:

1.  Der Teil über Cincinnati und Elsass-Lothringen ist ok.
Was zu tun ist: Von einem Muttersprachler gegenlesen lassen. Dem Doktorvater vorlegen.

2. Der Teil über Johannesburg geht gar nicht. Die Hälfte von dem, was ich letztes Jahr dazu geschrieben habe, ist zwar interessant, und war für meine Erarbeitung des Themas grundlegend - ist aber leider nicht wichtig für den Text. (siehe auch den Post: Südafrika on my mind.)
 Was zu tun ist: Kill your darlings! (Schmerzhaft. Schwierig.)

3. Der restliche Text über Johannesburg stimmt in der Aussage, aber nicht in der Form oder Struktur: Das ist einfach keine gute Kunstgeschichte. Kunsthistoriker gehen vom Bild aus, sie beschreiben das, was sie sehen (Ikonographie: was sehe ich auf dem Bild?). Erst dann analysieren sie das Bild/Werk und interpretieren die Darstellung z. B. mit Hilfe des zeitgenössischen politischen Kontextes (Ikonologie: was bedeutet das Bild?)
Mein Text formuliert eine These, begründet sie mittels Zeitgeschichte und Sekundärliteratur, und zieht dann die Bilder zur Illustration heran. Das ist nicht Kunstgeschichte. So arbeiten nur Historiker (no offence).

Was zu tun ist: Entweder alles umschreiben. (Nicht schon wieder, jammer!) Oder alles wegstreichen und ohne diesen Teil auskommen. (Die ganze Arbeit total umsonst? Oh weh...)

4. Beim Zusammenfügen der Einzelanalysen zu einem zusammenhängenden Kapiteltext mit Einleitung (was will ich in diesem Kapitel herausfinden), Hauptteil (Analysen) und Schluss (was habe ich herausgefunden, lässt sich das verallgemeinern, und wenn ja, wie?) fällt mir auf: Alles was ich zum Thema Nationalstaatenbildung, nationale Mythen etc im letzten Jahr gelesen habe, ist hoch interessant. Man könnte daraus einen Beitrag zur Kulturgeschichte der Nationalstaatenbildung basteln, oder etwas Soziologisches, oder Politikgeschichtliches... aber ich bin Kunsthistorikerin. Das ist nicht meine Aufgabe. Das kann ich nicht (gut). Und deshalb fällt es mir auch so schwer.
Fazit: Weitere vier Monate Lektüre und Gegrübel für die Katz... Kein Wunder, dass das alles so lange dauert und nicht fertig wird.

Was also zu tun ist: Den verdammten Text umschreiben, zusammenfügen, Abbildungsverzeichnis erstellen, E-Mail an den Doktorvater. Und dann endlich mit dem nächsten Kapitel weiterkommen...

Links:
Der aktuelle Wikipedia-Eintrag zur Ikonographie scheint mir Blödsinn zu sein. Ich lasse ihn daher mal weg.
 http://de.wikipedia.org/wiki/Ikonologie
Bildquellen:
http://www.comedix.de/interaktiv/wallpaper/1024/hinkelstein.jpg


Um die Diss ging es zuletzt hier: Zurück zum Bahnhof. Jetzt gleich sofort.
und hier:Bremen. Ein Schrittchen weiter. Künstler (noch) gesucht.

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