Freitag, 3. August 2007

Freiheit der Forschung

Am Mittwoch wurde ein Sozialwissenschaftler der Humboldt-Uni festgenommen, weil er angeblich Mitglied einer terroristischen Vereinigung sei.
Jetzt kann sich natürlich darüber streiten, ob es für einen Wissenschaftler klug ist, an Podiumsveranstaltungen "extremer linker Gruppierungen" teilzunehmen - strafbar ist es aber meines Wissens (bisher) nicht.

Genausowenig wie das Verfassen einer Doktorarbeit zum Thema "Gentrifizierung", selbst wenn man dabei sozial negative Nebeneffekte der Stadterneuerung anspricht.

Ob dem Mann allerdings geholfen wird, wenn sich die "Internationalen KommunistInnen" solidarisch zeigen, sei dahin gestellt. Es ist eine Sache, den Folgen der Gentrifizierung kritisch gegenüber zu stehen - ein weder neuer noch radikaler Standpunkt - , und eine andere, deshalb mit möglicherweise kriminellen oder gar terroristischen Gruppen wie der mg in einem Atemzug genannt oder gar zu ihnen dazu gezählt zu werden.

Aber wenn die Staatsanwaltschaft nichts besseres vorlegen kann, als dass unser Stadtforscher "als promovierter Politologe intellektuell in der Lage [sei], die anspruchsvollen Texte der 'militanten gruppe mg' zu verfassen" - und noch dazu Zugang zu den Bibliotheken hat! - ist das nicht nur lächerlich, sondern auch beunruhigend für das Verständnis von Rechtsstaat und freier wissenschaftlicher Forschung.



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