Freitag, 7. Dezember 2007

Bücher sind Lebensmittel. November.

Bei all dem Chaos um verlorene Literatur habe ich ganz vergessen, den Buchkonsum des letzten Monats zu notieren. Mal sehen, ob ich es von hier aus zusammenkriege:
Ein Stapel Reclam-Bücher war dabei, etwas wahllos zusammenbestellt, als ich mal die Sache mit dem Autorenrabatt testen wollte.

Seit ich vor zwei Jahren Finding Neverland im Kino gesehen habe, wollte ich noch einmal Peter Pan von James M. Barrie lesen. Ich erinnerte mich, dass ich das Buch als Teenager gar nicht mochte, mir Peter furchtbar auf den Geist ging, und ich mit Disney's Klassiker generell mehr anfangen konnte. Beim Wiederlesen war dann auch klar, warum: Der Autor begeht den Kardinalfehler aller Kinderbuchautoren - einen Fehler, vor dem Astrid Lindgren ausführlich gewarnt hat - er schreibt nämlich nicht für die Kinder, sondern für die Erwachsenen! Aber wer soll das sein, bei einem so demonstrativ auf Kinder zugeschnittenen Stoff? Die vorlesenden Eltern? Oder doch Leute wie ich, die versuchen ihre Kindheit aufzuarbeiten? Es scheint, als liege der Fehler in der nachträglichen Buchfassung des ursprünglichen Theaterstücks, in dem die ironische Kommentierung des Autors natürlich nicht vorkommt. (Merken: dramatisierte Fassung besorgen!)

Wunderschön gruselig, und sehr sehr zielgruppengerecht, war dafür Roald Dahl's The Witches: Wie ausführlich grausig er die Hexen beschreibt, daran haben Kinder sicher ihre Freude. Erwachsene finden es zu gruselig, wollen es den Kindern als nicht kindgerecht verbieten, und bauen in der Verfilmung ein Happy-End ein, weil sie nicht verstanden haben, dass das Buch schon ein Happy-End hat.
Apuleius und Das Märchen von Amor und Psyche wollte ich schon lange mal lesen - ist ja irgendwie schon fast Sekundärliteratur. (Bild links: Bouguereau)
Richtige Sekundärliteratur ist natürlich Nikolaus Pevsner's Wegbereiter moderner Formgebung von Morris bis Gropius. Ich habe zwar eine andere Ausgabe, aber beim Lesen entdeckt, dass ich es offenbar doch schon mal gelesen und danach selbiges völlig verdrängt habe. Sicher immer noch ein Standardtext, auch wenn der "Neue Stil" inzwischen als Klassische Moderne schon gar nicht mehr so neu ist, und seine Bewertung als quasi-Endpunkt architektonisch-gestalterischer Entwicklungsgeschichte vielleicht sogar etwas hinterfragt wird.


Terry Pratchett's Making Money kommt leider erst im Juni als Paperback, und aus lauter Frust darüber habe ich mich mal wieder den Anfängen von Pratchett's Scheibenwelt gewidmet: Rincewind in The Colour of Magic, The Light Fantastic und Eric. Ich habe zwar die meisten der inzwischen 30+ Scheibenwelt-Romane mehrfach gelesen, aber merkwürdigerweise eben gerade die ersten nicht. Es war ein seltsames Gefühl, die inzwischen so vertraute Welt noch mal sozusagen mit den Eierschalen dran wiederzusehen - so viel würde sich noch entwickeln und ändern. Pratchett hat selbst einmal gesagt, seit der die Scheibe kartographiert hat, sei alles einfacher geworden: you can stick to the facts! Hier merkt man, dass es diese Fakten anfangs eben noch nicht gab. Leider hat er auf einer Lesung (hier) verkündet, dass nach Hogfather jetzt auch CoM und LF verfilmt werden sollen. Tu's nicht, möchte man rufen, aber auf mich hört ja keiner... Immerhin sind die neuen Cover von Corgi Adult endlich so gestaltet, dass man das Buch auch in der U-Bahn lesen kann - noch besser als die von Harper. Die ursprünglichen Corgi-Editionen haben zwar irgendwie schon Kultstatus, schrecken aber meines Erachtens immer noch Leute vom Kauf ab, die sonst bestimmt Spaß an der Lektüre hätten. Thou shalt not judge a book by its cover sagt sich eben leichter als es sich umsetzen läßt...

Last but not least wurde es mal wieder Zeit, den besten Trost- und Ratgeber in persönlichen (akademischen) Krisenzeiten zu lesen, den ich für mich bisher gefunden habe: Dorothy L. Sayers Gaudy Night. Zugegebenermaßen nicht ihr bester Krimi, aber dafür ihr unschlagbar bester Roman, ungemein weltklug, und in seinen Aussagen über Frauenstudium, Ethik in den Wissenschaften, Karrierefindung und den Schwierigkeiten, persönliches Glück zu akzeptieren nach jedem Lesen für mich aktueller als zuvor. Obwohl ich glaube, dass meinereins sich heutzutage nicht mehr ganz so krass entscheiden muss zwischen entweder Universität/Karierre oder Familie... hoffe ich.

Foto via beyondrivalry.

Dieser Beitrag gehört in eine Reihe mit Bücher sind Lebensmittel. Oktober.

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