Mittwoch, 28. März 2007

Geisteswissenschaften: Philosophie/ ERStRANG März

Arme Philosophen. Wohl niemand muss sich so stark für sein Studium rechtfertigen - und ja, es gibt die labernden Besserwisser, die sich mit drei Zitaten (Aristoteles, Kant, Popper/Derrida) durchs Studium schmuggeln. Wegen ebendiesen habe beispielsweise auch ich mein Philosphiestudium nach vier Semestern mit dem "Philosophicum" beendet und mich auf meine "Kernfächer" konzentriert.
Aber die Vorurteile sind schlimmer als die Realität. Denn, so berichtet ein Betroffener heute im Spiegel Online:

"Gerade an Faulheit darf der Philosoph nicht denken. Idealistisch gesehen
sind wir wie Klebstoff: Wir halten alles zusammen, unsere Arbeit ist grundsätzlich und unendlich. Dort, wo andere Wissenschaften an ihre Grenzen stoßen, überlegen wir für sie weiter. So liefert ein Biologe über aktive Sterbehilfe sein Fachwissen, wir übernehmen die ethische Betrachtung. Die Philosophie ist das eigentliche Dach der Wissenschaft."


Recht hat er! Leider musste ich neulich erst in einem dieser unsäglichen Forumsbeiträge den Satz lesen (ich glaube von einer BWLerin), Philosophie könne man ja "nur in Kombination mit Journalismus" studieren, d. h. rechtfertigen. Hallo? Da ist sie wieder, die Ausbildungsmentalität, die an der klassischen deutschen Universität nichts zu suchen haben sollte. Wenn Philosophen ein klares Berufsziel hätten, hätten sie mit 17 eine Klempnerlehre gemacht. (Genau wie die BWLer, nur dass die noch dazu zu feige/faul zum eigenständigen Denken sind. Wenn wir hier schon dabei sind, Vorurteile auszubreiten... :-D) Im Infokasten rät denn auch der Redakteur zum Berufsfeld:

"Zuerst scheint es für die ständigen Grübler kein richtiges Betätigungsfeld geben; wer will die auch bei sich im Betrieb sitzen haben? Tatsächlich ist die Philosophie aktueller denn je: Wissenschaft und Wirtschaft bewegen sich im 21. Jahrhundert in Richtungen, auf denen nur der Philosoph sicheren Trittes ist. Er wird in der Öffentlichkeitsarbeit, in den Medien, im Management oder als Wirtschaftsethiker gebraucht. Wichtig ist, dass sich der fertige Absolvent seiner Fähigkeiten bewusst und vom Nutzen seiner Arbeit überzeugt ist. Dann kann man sogar mit einem Philosophie-Studium einen Job finden."


Auch hier also dieser Zweifel am direkten Nutzen zweckfreier (im Gegensatz zu nutzloser) Bildung. Im vielgerühmten Anglo-amerikanischen Ausland ist das übrigens anders: dort gilt es als Pluspunkt, Philosophie studiert zu haben - nicht nur wegen des Logikscheins oder eines Grundverständnisses von Ethik.

der vollständige Artikel http://www.spiegel.de/schulspiegel/abi/0,1518,467443,00.html



Leider stellen die meisten Philosophen ihr Licht immer noch unter den Scheffel. Nicht so die Uni Regensburg, wie dieses Bild beweist.


Daher ist sie unsere erste Preisträgerin der neugeschaffenen Auszeichnung für Erlesene Ratschläge zum Studium und zur Richtigen Anerkennung des Nutzens der Geisteswissenschaften (ERStRANG). Brava!

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