Manchmal habe ich das Gefühl, meine Doktorarbeit wird zu 80% aus
Wikipedia-Einträgen bestehen. Das stimmt natürlich nicht, zumal die Ettikette untersagt, Wikipedia zu zitieren - sogar wenn die Informationen verlässlich sind und gut recherchiert.
Seien wir mal ehrlich: der Großteil der Experten z. B. im Bereich Transportgeschichte sitzt eben nicht als (bezahlter) Wissenschaftler am
ZTG, oder ist assoziert in der
T2M... Vielmehr sind das irgendwelche Trainspotter mit extremen Detailwissen, wie es nur ein Hobby fruchten kann, das bis zur Besessenheit ausgelebt wird. Und die stellen all dieses Wissen bei Wikipedia ein, wo sie niemand dabei stört (und sie niemanden damit stören) und sie sogar gleichgesinnte Freunde finden. Aber
zitierfähige Wissenschaft ist das natürlich nicht... grummel.
Immerhin: einen ersten Überblick habe ich dann. Jetzt gilt es "richtige" Bücher finden. Aber taugt der Band mit dem vielversprechenden Titel auch was? oder steht etwas Interessantes in einem Buch mit auf erstem Blick nichtssagendem Titel?
Zum Glück gibt es
Google Books! Herrlich war's, als man ohne die dämlichen Beschränkungen seitenlang um das gefundene Zitat herumlesen konnte, ja, da braucht man ja manchmal das Buch gar nicht mehr auszuleihen! Entweder, weil man sieht, dass es (für meine Zwecke) nichts taugt, oder weil ich bereits alle Infos exzerpiert habe, die mich interessiert haben. Bei dem Zeitaufwand, der in Berlin auf dem Weg von und zu den verschiedenen Bibliotheken verbringt, eine echte Arbeitserleichterung... Seit längerem kann man dieses herrliche Werkzeug moderner Informationstechnologie leider nur noch sehr eingeschränkt nutzen. Der
Spiegel erklärt endlich warum: offenbar laufen die Verlage Sturm, aus Angst, die Kunden würden ihre Bücher dann nicht mehr kaufen. (In meinem Fall würde das sogar oft stimmen. Andererseits habe ich auch schon Bücher gekauft, weil das Blättern online mich von ihrem Wert für mich überzeugt hat: Grundlagenliteratur schaffe ich ja dann doch an.)
Aber es gibt ja noch andere Projekte: der Spiegel erwähnt
VTO (Volltextsuche online), ein Projekt des Börsenvereins des deutschen Buchhandels in Kooperation mit 40 Verlagen. Warum das noch eine Weile auf sich warten lassen wird, steht
hier (Englisch!).
Amazon hat schon länger seine
search-inside Funktion für viele Bücher aktiviert. Und jetzt scheinen einzelne Verlage nachzuziehen: z. B.
Harper Collins* und
Random House. Die lassen mich sogar das Buch hierher verbringen...
***Und natürlich gibt es seit Jahren das
Project Gutenberg,
nicht zu verwechseln mit dem fast gleichnamigen deutschen
Gutenberg-Projekt. Und natürlich die
freie digitale Bibliothek. Das alles ist eine prima Sache, aber natürlich vor allem für klassische Belletristik geeignet (das Urheberrecht erlischt 70 Jahre nach dem Tod des Autors). Für aktuelle, Diss-relevante Fachbücher muss ich daher immer noch meist den
KOBV befragen... und von Stabi (Ost) über TU, HU, Fu zu Stabi (West) tingeln. Immerhin bekomme ich so ein bißchen frische Luft.
*Ja. Ich bin ein Fan. Ich stehe dazu. Dieses Buch hat mir in Japan meine geistige Gesundheit bewahrt. Irgendwann blogge ich das auch. Bis dahin siehe
hier.**
**Vor allem die Fußnoten haben es mir angetan...
***warum man
dieses Buch
keinesfalls lesen sollte, steht
hier.