Sonntag, 9. September 2007

Gestern in Pfäffingen. Der Traum vom eigenen Garten.

Eine kleine Wanderung mit unseren Oregonesen von Waldhäuser Ost über die Wurmlinger Kapelle endete gestern in Pfäffingen, wo wir von unserer Chefin mit fantastischem Zwetschgenkuchen belohnt wurden. (Und Zwiebelkuchen. Und LKWs (Leberkäsweckle). Und Kaffee, Tee und Bionade bis zum Abwinken). Genießen konnten wir diese Köstlichkeiten auf einem herrlichen Balkon mit Aussicht auf einen wohlgepflegten Garten.
Die Zwetschgen, so erfuhr ich unter der Hand, stammten aus ebendiesem Garten, und ich musste daran denken, wie meine Mutter früher um jeden Johannisbeerstrauch und jede Himbeerstaude in unserem Garten gekämpft hat. Meistens waren die Vögel schneller - oder mein Vater mit der Heckenschere, aus ungeklärten Gründen - aber aus dieser Zeit stammt meine Freude am Einkochen und sonstwie Verarbeiten von selbstangebautem Obst und Gemüse.
Leider komme ich momentan nicht so oft dazu. Ein Grund ist natürlich die Tatsache, dass meine Berliner Zweiraumwohnung nicht einmal einen Balkon hat, geschweige denn einen Garten. Ein weiterer Grund ist, dass mir sogar Zimmerpflanzen aus Plastik und Seidenblumen eingehen. Grüne Daumen? Meine sind eher schwarz! In der Regel kaufe ich also die Erdbeeren oder den Rhabarber für die gute Marmelade einfach auf dem Markt. Trotzdem träume ich manchmal von einem eigenen kleinen Garten mit Obstbäumen und einem Kürbis auf dem Komposthaufen. Und Zucchini - die wachsen fast von alleine! Verunsichert hat mich nur die neueste Statistik über die schlimmsten Schädlinge im privaten Gartenbau. Ich glaube, ich lasse es doch lieber bei dem Traum.


http://www.theonion.com/content/statshot/whats_ruining_our_gardens

Dieser Artikel ist ein Update zu: Es wird ernster.

Donnerstag, 6. September 2007

Blühende Landschaften.

Damit hatte Herr Dr. Kohl zwar wahrscheinlich nicht so sehr Grabschmuck gemeint, doch immerhin ist der Tod ein gutes Geschäft. Und in Ostdeutschland schrumpfen die Städte. Was liegt also näher, als den Aufschwung der Bestattungsbranche zu nutzen, um im Osten die Wirtschaft anzukurbeln?
Alles was wir brauchen, ist etwas Zement. Den gießen wir dann rund um die Urne in Formstein, und aus den Klötzen bauen wir dann eine große Pyramide.

Platz genug ist ja, weil hier sowieso keiner mehr wohnt. Und die, die doch noch nicht in den Westen abgewandert sind, verdienen sich ihr Geld mit Leichenschmäusen, Trauerfeiern, und Grabbeigaben.

Aus der Ankündigung:
"Deutschland, das seinen Weg in die neue globale Welt nur schwerfällig findet, hat mit der Großen Pyramide wieder ein Projekt, das dauerhaft führend bleiben wird. Die Errichtung, vor allem aber der Betrieb der Großen Pyramide im strukturschwachen Ostdeutschland wird ein nachhaltiger Wirtschaftkatalysator ganz neuer Art sein.
Millionen Menschen werden jedes Jahr anreisen, um ihre mögliche Grabstätte zu besichtigen oder an Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen. Kirchen und spirituelle Gemeinschaften aus aller Welt werden sich ansiedeln und einen direkten Blick auf die Pyramide anbieten. Die Beschäftigungseffekte im arbeitsintensiven Dienstleistungssektor werden enorm sein.
"

Ein Glück, dass Deutschland auf diese Weise endlich einen Schritt Richtung Globalisierung machen kann! Mit der Automobilindustrie, dem Maschinenbau oder Elektrotechnik beispielsweise scheint uns das ja leider bisher nicht gelungen zu sein. Vielleicht werden wir sogar demnächst unter die G8-Staaten aufgenommen?
Und endlich wird auf diese Weise auch etwas Kulturtourismus nach Sachsen-Anhalt kommen - auch wenn es nur Bestattungskultur ist. Hauptsache, international! Vielleicht könnte man ja gleich in den nahegelegenen Wörlitzer Anlagen noch einen kleinen Friedwald anlegen? Letztere sind bisher im Osten noch selten, und erstere können mit der kulturellen Bedeutung des zukünftig "Größten Baus der Welt" ja dann eh nicht mehr mithalten. Und es sind ja schließlich auch nur knapp 30 Kilometer...

Kartenansicht

Leider scheint die Seite kein Hoax zu sein. Wie es aussieht, meinen die das ernst. Um nicht zu sagen: todernst.


http://www.thegreatpyramid.org/wp/?
http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=2424&MenuID=8&MagID=91&sid=su13422232371006812&umenuid=1
http://www.shrinkingcities.com/
http://www.schrumpfende-stadt.de/

Mittwoch, 5. September 2007

Es wird ernster

Heute haben wir die Oregonesen durch den Einstufungstest gejagt. Ich habe eine Gruppe von 8 Leuten im unteren Niveau - aber mit zwei Tutoren werden wir das Kind schon schaukeln! In so einer kleinen Gruppe habe ich noch nie unterrichtet...


Und dann waren wir in Bebenhausen im Kloster.
Am liebsten mag ich dort ja dies hier:


Weil die Zisterzienser eigentlich ein Bettelorden waren, durften sie keine aufwendige Architektur haben. Nicht mal einen Kirchturm, sondern nur einen kleinen Dachreiter, damit die Glocke nicht nass wird... aber das Armutsgebot kann man auch umgehen, indem man nämlich den Reiter zur Marienkapelle weiht, und der Madonna weiht! Und da ist ein hübsches Maßwerk ja wohl angemessen, oder?
Bravo, Konrad von Lustnau!


Überhaupt bekomme ich grade ganz merkwürdige déja-vu-Anfälle: ich habe so lange in Tübingen gelebt, und jetzt bin ich länger hier als bei jedem meiner vorherigen Besuche. So langsam kommt das Gefühl, hier zu leben, zurück - nur dass ich alles zu Fuß machen muss, weil mein geliebtes Fahrrad natürlich in Berlin ist.

Wenn's bloß nicht so kalt wäre!
Dieser Artikel ist ein Update zu: Alles. Außer Hochdeutsch.

Montag, 3. September 2007

Aha. Web 0.0, daher Stasi 2.0

Herr Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble spricht. Genauer, er sprach schon am 15. Mai zum Thema Onlineuntersuchung. Hier kann man das hören, und hier noch einmal nachlesen, falls man glauben sollte, nicht richtig gehört zu haben:
"Unter Online-Durchsuchung wird Verschiedenes verstanden, das ist wahr, da wird zum, da wird sowohl verstanden der Telekommunikation, der, der Verkehr, als auch die Durchsuchung in den Systemen selbst, weil die technische Entwicklung eben so ist, aber da müssen wir dann jetzt schon fast die die, die, die Internet-Experten genauer befragen, sich so entwickelt, dass eben unsere oder meine laienhafte Vorstellung, äh, dass, äh, das Internet sowas ähnliches sei wie 'ne moderne Telefonanlage, das stimmt eben lange nicht mehr, und deswegen brauchen wir 'ne, wenn Sie wollen kann der Herr Fromm das auch genauer erläutern, der versteht's - ein wenig. Richtig verstehen wird Du es wahrscheinlich auch nicht, denn das wär ja gar nicht gut, wenn der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz ein Online-Experte wäre, nicht? Des hat er auch seine Fachleute."

Nee klar Herr Schäuble. Wo kämen wir denn da auch hin wenn Sie - oder Gott bewahre, gar der Chef des Verfassungsschutzes! - tatsächlich wüßten, wovon Sie reden, wenn Sie eine Aufhebung des Datenschutzes fordern!

Zum Glück können wir immer noch unsere Meinung dazu kundtun. Und das T-Shirt kaufen. Zumindest bis Herr Dr. Schäuble verstanden hat, wie das Internet funktioniert.

http://audio.zabim.com/7kUmZA6q9C/schaeuble-onlinedurchsuchung/
http://netzpolitik.org/2007/schaeuble-stoibert-ueber-die-online-durchsuchung/
https://tepin.aiki.de/blog/archives/127-Schaeuble-argumentiert-fuer-Online-Durchsuchungen.html

http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/378419
http://www.dataloo.de/stasi-20-525.html

Samstag, 1. September 2007

Als noch Osten war


Heute abend eröffnet in der Galerie Degenhartt eine Ausstellung mit Fotos von Udo Hesse.
Aus der Ankündigung des Galeristen:
"Die Aufnahmen des Westberliner Fotografen entstanden in den frühen achtziger Jahren in Berlin-Mitte, Prenzlauer Berg und Köpenick. Im März 1983 wurde Udo Hesse festgenommen, als er Grenzanlagen und Mauer aus Sicht des DDR-Bürgers fotografierte. 2007 erhielt er Teile seines damaligen Filmmaterials zurück. Einige dieser Bilder sind nun Teil unserer Ausstellung. Parallel zur Ausstellung erscheint eine erweiterte Neuauflage des gleichnamigen Buches „Als noch Osten war“ mit allen Fotografien und Texten u.a. von Adolf Endler und Dr. Andreas Krase.
Die Ausstellung versteht sich auch als Auseinandersetzung mit dem Standort der Galerie und seiner Geschichte. Einige der Fotos sind in unmittelbarer Umgebung der Ackerstraße entstanden. Teile der Ausstellung werden in den Räumen von Monochrom Berlin, Ackerstraße 23 - 26 präsentiert. Die Vernissage findet an beiden Orten zeitgleich statt. Auch in der Mauergedenkstätte Bernauer Straße, Ecke Ackerstraße werden im Ausstellungszeitraum einige der Mauerfotos von Udo Hesse ausgestellt.
"
Unbedingt anschauen!