Freitag, 1. Juni 2007

Stars Hollow. Sleepy Hollow.

Auf der Suche nach Frauen, die ich mir zum Vorbild nehmen könnte, liegt mir die Fiktion immer näher als die Realität. Habe mir deshalb in der Videothek meines Vertrauens die komplette erste Staffel "Gilmore Girls" ausgeliehen. Das war ein entspannter Mittwoch voller Gummibärchen, Schokoladeneis, Pistazien und Früchtetee... und ja. Mir war danach schlecht. Aber das gehört wohl dazu.

http://www.youtube.com/watch?v=caOD2j311Ws

Mir ist natürlich bewusst, dass Stars Hollow (der Ort wo die GG leben) weder so noch ähnlich existiert. Dennoch erinnerte er mich an einen Ausflug ins Hudson Valley, den ich letztes Jahr gemacht habe.
Auch dort gab es diese kleine verschlafene Stadt, mit kleinen Cafés aber ohne jeden Starbuck's, und im übrigen voller New Yorker, die gierig das "echte" Landleben erleben wollten. Der Ort hieß North Tarrytown, inzwischen wieder umbenannt in Sleepy Hollow, unsterblich gemacht von Washington Irving: The Legend of Sleepy Hollow.

Interessanterweise ist dieses kleine Buch ein prima Indiz dafür, dass die USA zwar aktiv an der Aufklärung teilgenommen haben, die von Kant formulierten Ergebnisse jedoch in einer Art rezessiver Evolution wieder abgelegt zu haben scheinen...
Wie heißt es so schön? "Habe den Mut, dich jederzeit deines eigenen Verstandes zu bedienen!" Das wiederum hieße aber, selbst darüber nachzudenken, dass Kaffee möglicherweise heiß ist und man sich verbrühen könnte. Oder dass die ausschließliche Ernährung mit Fast-Food zu Übergewicht führt. Oder dass man auf einem Glas Wasser, das man seinem Date soeben ins Gesicht geschüttet hat, ausrutschen kann... kurzum, dass man für solche Dinge Verantwortung übernehmen muss. Das hieße also niemanden verklagen (zu können/wollen) sollte als sich selbst. (Siehe auch hier: http://www.stellaawards.com/2005.html)



Zurück zu Washington Irving: Jeder, der das Buch gelesen hat, wird feststellen, dass es ein einziger satirischer Anschlag auf Ignoranz und Aberglauben ist: der Kopflose Reiter ist ein Dorfbewohner mit einer Kürbislaterne, der den "Geist" nutzt, um den dummen, faulen, nutzlosen und abergläubischen Dorflehrer (!) Ichabod für immer zu vertreiben. In dieser Aussage ist die kleine Novelle bis heute nicht nur amüsant, sondern auch aktuell.
Aber wer liest schon ein Buch, wenn er den Film sehen kann? Bei aller Liebe zu Tim Burton: aber in seiner Version der Geschichte gibt es einen Geist (fantastisch und scharfzahnig: Christopher Walken), und der ach-so-aufgeklärte, rationale Wissenschaftler Ichabod (wie immer herausragend: Johnny Depp) muss am Ende eingestehen, dass Hexen, Zauberei, Geister im verschlafenen Sleepy Hollow durchaus existieren...

Schlagt mir ein Buch auf den Kopf, aber meiner Erachtens hat das - bis auf ein paar Namen - mit Irving nicht nur nichts mehr zu tun, sondern verdreht seine Aussage um 180 Grad. Und obwohl ich den Film als solchen genossen habe, frage ich mich doch, warum in den USA so viele Menschen auf der Existenz von Geistern (Engeln, Dämonen), UFOs und anderen unerklärlichen Phänomenen bestehen. Die rationale Haltung der Aufklärung scheint mir in Europa doch deutlich tiefer zu wurzeln...

http://www.gutenberg.org/etext/41

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