Letzte Woche war ich in Venedig.
Die Stadt ist, wie schon oft und größeren Autoritäten als der meinigen bestätigt, traumhaft.
Allerdings war das Wort, das ich zuerst gewählt habe, wenn ich mich richtig erinnere, "absurd".
Was irgendwie auch das gleiche ist. Über der Stadt hängt nicht nur dieser diesige Schleier, der für das berühmte venezianische Licht verantwortlich ist, sondern auch ein Hauch des Surrealen.
Wir hatten es natürlich besonders gut, mit einer großzügigen Wohnung in S. Marco, ganz in der Nähe der zu unrecht gerühmten Rialto-Brücke. Die Abfolge - und Menge - erlesener Speisen und Getränke, die wir in dieser Woche verzehrt haben, trug auch nicht dazu bei, meinem Aufenthalt in der Serenissima mit einem größeren Sinn für Realität anzufüllen. Alles ist noch immer ein bißchen unwirklich.
Sogar die Kunst war schön. Und das sage ich, verrufen für meine Vorliebe für narrative Malerei des 19. Jahrhunderts, nach drei Tagen mit Konzept-Kunst und Video-Installationen auf der diesjährigen Bienale! Zwar war einiges banal, manches unverständlich (für mich) und weniges schlicht doof. (meine Meinung, aber dies ist mein Blog und ich kann hier sagen was ich will.) Aber der Großteil war interessant, anregend, witzig, und im Fall von Sophie Galle's Installation im Italienischen Pavillon sogar so bewegend, dass ich sofort den Raum verlassen und mich erstmal bei einer Tasse Kaffee erholen musste. Der ebenfalls von ihr gestaltete französische Pavillon war genauso eindruckvoll - ich war zweimal mehrere Stunden dort. Damit hatte ich am allerwenigsten gerechnet.
Natürlich könnte man noch viel mehr dazu sagen, aber ich will keine Kunstrezensionen schreiben. Und auch keinen Reiseführer.
Allerdings war es ein bißchen erschreckend, den gar-nicht-so-schleichenden Ausverkauf der Stadt zu beobachten: Venedig hat beispielsweise fast gar kein Nachtleben, weil es kaum noch "richtige" Venezianer zu geben scheint. Jedenfalls scheinen nicht nur die Tagestouristen um Mitternacht mit dem letzten vaporetto nach Mestre zu fahren, sondern auch alle Einwohner. Übrig bleibt ein herrlich ruhiger, verschlafener Ort. Stadtplanerisch eine tickende Zeitbombe, und für Venedig meines Erachtens viel gefährlicher als das Hochwasser, das Kippen der Lagune, und sämtliche Motorboote zusammengenommen.
Morgen muss ich nach Paris. Wenn ich wieder hier bin, bleibe ich es auch. Und dann werden auch die Einträge wieder regelmäßiger.
http://de.wikipedia.org/wiki/Venedig
http://www.labiennale.org/en/biennale/
http://www.sophiecalle.net/
Frühstück bei Stefanie: Vorlesetag
vor 54 Minuten
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