Freitag, 13. Juli 2007

Massen-Exmatrikulation in Hamburg

(Bild: hier gefunden)


Seit Jahren schon versuchen Gegner von Studiengebühren mit ihren Protesten eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Ein Mittel, das immer wieder zum Einsatz kommen sollte, war der Boykott: Wenn ein vorher festgesetzter Prozentsatz von Studierenden ihre Gebühren nicht zahlen (sondern auf ein Treuhandkonto einbringen), könne die Universität es sich nicht leisten, 25, 30 oder gar 50 Prozent ihrer "Kunden" vor die Tür zu setzen bzw. zu exmatrikulieren.
Meistens sind diese Proteste ja schon daran gescheitert, dass nicht genügend Studierende mitgemacht haben. Vielmehr im vorauseilenden Gehorsam ihr Geld brav an die Uni überwiesen haben. Nicht so an der (vergleichsweise kleinen) Hochschule für bildende Künste in Hamburg: 291 der 571 Studierenden haben sich am Boykott beteiligt. Nun droht 269 von ihnen die Exmatrikulation.
Das Absurde dabei: dies würde der HfBK keineswegs gut tun. Der HfBK-Präsident Martin Köttering steckt in einer Zwickmühle: gesetzlich ist er verpflichtet, die 500 Euro einzutreiben, persönlich steht er - wie die meisten seiner Professoren - auf der Seite der Gebührengegner, vom Standpunkt der Uni aus würde die Aktion seine Institution auf Jahre hinweg lähmen. Und der Stadt Hamburg bleiben die Designer und Künstler weg.
Bleibt nur ein Kompromiss: mit einer verlängerten Rückmeldefrist will Köttering die RebellInnen noch einfangen. Ob die darauf wohl eingehen? das kann noch spannend werden...schließlich ist im Oktober in Hamburg auch Wahlkampf.

http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/388233
http://www.taz.de/index.php?id=politik&art=1972&id=442&cHash=4fa9c6cac7
http://www.zeit.de/campus/online/2007/29/exmatrikulation-hfbk-hamburg?from=rss

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,494145,00.html
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,494355,00.html

Dienstag, 10. Juli 2007

200 m Paradies


Manchmal, wenn ich so über den Ernst-Reuter-Platz blicke, fühle ich mich etwas abseits von richtigen städtischen Leben. Das heisst, von dem Teil Berlins, den alle Welt dafür hält: Straßenleben, kleine feine Geschäfte, spannende Schaufenster zum Bummeln...

Und dann biege ich von der Hardenbergstraße ab in die Knesebeckstraße, und bis ich an der Goethestraße angekommen bin habe ich bereits 200 m Paradies hinter mir. Was könnte ich sonst noch wollen? Um nur eine kleine Auswahl vorzustellen:

Das Kaufhaus Manufaktum, genau wie seine Feinkostabteilung Brot und Butter, mag überteuert sein - die Qualität der Lebensmittel ist fantastisch, und das Angebot besteht aus einer faszinierenden Mischung aus Technik-Museum und Design-Shop.

Die Buchhandlung Lehmann's hatte ich anderswo schon hoch gelobt für ihr fachkundiges Personal und zahlreiche Lesungen interessanter Autoren.

Ein paar Häuser weiter überquert man die Straße für einen Delikatessenladen der besonderen Art: Philomenis ist spezialisiert auf Nusskerne und Trockenobst, und allerlei selbstgemachte Schweinereien Leckereien der besonderen Art - der Preis lohnt sich.

Wiederum schräg gegenüber ist die Buchhandlung Knesebeck 11, ein fantastischer Laden, der alle Klassiker führt und ein modernes Antiquariat hat, vor dem der Büchernarr sich hüten muss - hier wird man immer fündig.
Gleich um die Ecke ist die Swingdiele, eines der ersten Nichtrauchercafés der Stadt. Klein aber fein, mit fantastischem Kuchen und viel Liebe zum Detail hebt sich dieses Schmuckstück wohltuend ab von dem Einheitsbrei der umliegenden großen Ketten (Starbucks, 2 Balzac, Caras...).
Wenn man allerdings links abbiegt, muss man sich hüten: denn an der kleinen Confiserie Melanie kommt kein Schokoholiker vorbei! Hmmm, diese Auswahl selbstgemachter Pralinen... Ingwer Marzipan! Büffelmilch! Zimt, Senf, Knoblauch ... lasst uns davon schweigen, und sie lieber genießen!
Den Express-Inder, den Gorilla-Imbiss und den Seifenladen habe ich jetzt ebensowenig erwähnt wie Philographos Schreibwaren und diverse Copyshops. Gar nichst so schlecht hier um die Ecke...

Donnerstag, 5. Juli 2007

iPhone. rPhone.

Während die Neue Welt schon das iPhone feiert, müssen wir Europäer noch bis November darauf warten. Glücklicherweise gibt es für uns hier in der Alten Welt eine echte Alternative dazu: das rPhone !


Ich zitiere den Hersteller:

"rPhone combines three delightfully diverse products into one awkward and cumbersome handheld contraption -- a revolutionary steam-powered satellite phone, a stylish French musicbox, and a vibrasonic multi-purpose tool that is almost, but not quite, entirely unlike a Sonic Screwdriver. rPhone is the first portable telephone constructed of materials you've come to associate with progressive technology... from its exquisite rosewood paneling to the handsome brass frame, it shouts "This is the 18th century!" and "Gee, this thing sure is heavy!" and "What do you mean it costs $20,000??"
Offenbar handelt es sich um die neueste, super-miniaturisierte Dampftechnlogie, mit bis zu zwölf (!) verschiedenen Klingelton-Zylindern! ein must-have der modernen Kommunikationstechnik!

Wäre das nicht was für Euch, liebe Farmer? Ihr könntet Euer Angebot wunderbar erweitern:

Zum Beispiel Computer...




...natürlich inclusive Flachbettscanner...



...auch auch als Laptop...



...oder auch einfach nur ein CD-Player!





Und alles ohne diese fürchterlich umweltschädliche und keineswegs ästhetische Plastik! Vielmehr "industriell und doch verklärt; nostalgisch und doch Science Fiction; schön aber nutzlos. " (Spiegel Online) Herrlich!

http://de.wikipedia.org/wiki/Apple_iPhone
http://www.iphoneinfo.de/


http://www.piratepalooza.com/rphone/?p=0
http://www.flickr.com/photos/drewprops/sets/72157600286641701/
http://www.brassgoggles.co.uk/brassgoggles/

http://datamancer.net/
http://steampunkworkshop.com/
http://steampunkmagazine.com/

http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,491918,00.html

Mittwoch, 4. Juli 2007

google fragt: Was essen die Amazoner?

Gute Frage. Keine Ahnung. Warum google glaubt, ich könne die Frage beantworten, ist mir daher leider nicht ganz klar. Aber ich will gerne behilflich sein.

Um die Ernährungsgewohnheiten bestimmter ethnischer Minderheiten zu bestimmen, ist es zuerst einmal nötig herauszufinden, wer diese Amazoner eigentlich sind, und wo sie leben?
Bei Amazoner handelt es sich bekanntermaßen um die unterdrückten Männchen der Amazonen, also des legendären Stammes weiblicher Kriegerinnen, die sich zum besseren Bedienen des kurzen Reiterbogens die rechte Brust abgeschnitten haben sollen. (Jede Frau, die sich im Bogenschießen versucht hat, kann das leicht nachvollziehen.) Das ist lange her. Unter dem Einfluss des Islam wurde das Amazonentum im Nahen Osten ziemlich unpopulär. Die letzten Nachfahrinnen leben daher bekanntlich als Kannibalinnen im Avocadodschungel des Todes, gleich hinter Los Angeles, CA.
Ein wunderbarer Dokumentarfilm aus dem Jahre 1989 zeigt dem interessierten Publikum zugleich, was die Amazoner essen. Möglicherweise Avocados? Wir wollen nicht zuviel verraten - sehen Sie selbst!


PS: Sollten Sie sich für Architektur interessieren, wappnen Sie sich und bedenken Sie, das Frank Lloyd Wright schon sehr lange tot ist. Wenn ihn also die Umwandlung von Hollyhock House in den Tempel der Piranha-Frauen nicht mehr juckt, sollten wir uns auch nicht daran stören... Und irgendwie bietet es sich doch auch an, oder?

Montag, 2. Juli 2007

Bücher sind Lebensmittel. Juni.

Im letzten Monat habe ich vergleichsweise wenig gelesen, scheint mir.
Hmm.
Angefangen hat der Juni mit Alice behind the Looking Glass, von Lewis Caroll. Ich weiss nicht. Ich habe es jetzt zum zweiten Mal gelesen, und obwohl ich das Nachwort ebenfalls studiert habe, kann ich mir den enormen Erfolg des Buches nur aus der Zeit heraus erklären: Im Viktorianischen England stach Alice sicherlich heraus (bis heute, was Wortwitz und das Spiel mit der Logik angeht). Also wurde es zurecht ein Klassiker, popularisiert durch Disney, und jetzt liest man halt den Klassiker. Ansonsten würde ich meinen Kindern, so ich welche hätte, sicherlich zuerst einmal andere Bücher empfehlen.
Passend zum Urlaub habe ich drei Schmöker gelesen, die ich schon vor zwei Jahren einmal von Freunden geerbt habe: Die Otori-Trilogie von Lian Hearn. Across the Nightingale Floor, Grass for his Pillow, und Brillance of the Moon sind eine Art Rittersage im mittelalterlichen Japan (was bei uns dem 17. Jahrhundert entspricht). Ein bisschen Exotik (aber m. E. ganz gut recherchiert), ein bißchen Mystik, ein bißchen Liebe. Nicht allzu spannend, aber ordentlich erzählt. Ein Jugendbuch ohne weiteren Tiefgang, genau richtig für eine Reise, wenn man nicht nachdenken möchte. Gerade sehe ich, dass es offenbar noch einen vierten Teil gibt (The Harsh Cry of the Heron), aber ich glaube, den muss ich nicht lesen.
Für meine kleine Nichte habe ich Frederick von Leo Lionni gekauft. Ein wunderbares Buch über eine Maus, die sich antikapitalistisch mit dem Sammeln von kulturellen Werten wie Licht, Farben und Wörtern statt Körnern (Geld) beschäftigt. Aber vielleicht ist das auch meine persönliche (Über-)Interpretation?
Und weil der Film bald herauskommt, habe ich schnell noch einmal HP5 von J.K. Rowling wiedergelesen.
Außerdem hatte ich ja vor, mehr non-fiction zu lesen (abgesehen von der Literatur, die ich für die Diss lesen muss). Und es ist mir gelungen!
Zu recht ein vielgelobter Bestseller ist J.R. Moehringer's A Tender Bar. Vielleicht ein bisschen geschummelt, weil es Memoiren von jemand sind, den keiner kennt, und sich das ganze liest wie ein Roman - aber in einer fesselnden, mitreißenden Prosa geschrieben. Und erstaunlich, wieviel Abstand der Autor zu seiner Vergangenheit aufbringen kann, dabei ehrlich gegenüber sich selbst und seinen Schwächen. Fünf Sterne! Und weil er es in seinem Buch erwähnt, habe ich gleich auch noch einmal von F. Scott Fitzgerald Der Große Gatsby gelesen. Immer noch ein prima Buch. Würde auch gerne mal den Film sehen, Herr Redford macht sich gut auf dem Umschlagfoto... Aber es ging um non-fiction. Klein und fein, und noch immer erstaunlich aktuell: Max Weber, Wissenschaft als Beruf. Schön auch, wie er wortreich dafür eintritt, den Mut zu haben, sich auf ein Spezialgebiet zu konzentrieren - so ganz gegen die moderne Interdisziplinaritätsrhetorik! Ich lese es gerade zum zweiten Mal...

Dieser Artikel ist ein Update zu: Bücher sind Lebensmittel. Mai 2007