Damit meine ich nicht die Tatsache, dass die privaten Ivy-League Universiäten ihr (privates) Vermögen in der Finanzkrise
Glaubt man der Homepage, brechen für die Arbeitenbenotung in Billiglohnländern, das sogenannte "Outgrading", große Zeiten an. Studenten erhielten ausführliches und professionelles Feedback auf ihre schriftlichen Erzeugnisse, und Professoren bleibe mehr Zeit für die Lehre von Angesicht zu Angesicht, so das Verkaufsargument von EduMetry.Leider hat die Sache einen Haken: Wenn ich die Hausarbeit/den Essay/das Referat/die Prüfungsleistung nicht gelesen/gehört und korrigiert habe - was bleibt denn dann noch von der Lehre "von Angesicht zu Angesicht"? Denn der wichtigste Teil der Lehre, oder sagen wir, der Teil der Lehre, bei dem die Studierenden idealiter am meisten lernen können, das ist ja nun mal der Kommentar zur Prüfungsleistung (Hausarbeit). Vermittelt vorzugsweise in der Sprechstunde, bei einer mehr oder weniger ausführlichen Besprechung der Prüfungsleistung (Hausarbeit)!
Studierende heute (möglicherweise war das früher nicht anders, man soll ja nicht von sich auf andere schließen) also Studierende heute sind allerdings leider häufig gar nicht daran interessiert, etwas zu lernen.
Stattdessen wollen sie ihre Note wissen - ohne Kommentar. Ob die 2,3 die beste Note unter lauter Dreiern oder das Letzte unter lauter Einsern war - interessiert nicht. Was gefehlt hat, um die 2,3 zu einer 1,7 oder gar einer 1,0 hochzureißen (Aufbau? Methodik? verwendete Literatur? Formalien?) - egal!
Das wiederum kommt denjenigen unter den Lehrenden entgegen, deren Benotung auf der altbewährten Methode Eins-Null-nich-'meckern-nich'-fragen beruht - denn eigentlich sollte auch eine 1,0 begründet werden - sonst bleibts beim Glückstreffer und hilft dem Empfänger der Note nicht dabei, seine Leistung korrekt einzuschätzen.
Diese Lehrenden gibt es - man muss aber zur Ehrenrettung eines unterbezahlten Berufsstandes hervorheben: diese Einstellung ist sehr viel seltener als das Klischee vermuten lässt. Dies ist das Klischee:
Korrigieren Dozenten hierzulande Studienarbeiten, gehen sie mit der roten Tinte oft sehr sparsam um: Jungfräuliche Seitenränder, auf den Seiten 11 und 18 mal eine Alibi-Bemerkung eingestreut, dazu die Note, gewürzt mit einem allgemeinen Kommentar. Das zeugt von Zeitmangel, Unlust oder beidem zugleich.Die Realität besteht darin, dass Lehrbeauftragte hunderte von Kilometer anreisen, um 5-6 Stunden am Stück Hausarbeiten zu besprechen. Oder zweiseitige getippte Kommentare beifügen, die die Notengebung begründen. Oder die Studierenden per E-Mail/Telefon zur Nachbesprechung animieren wollen. Wohlgemerkt: Lehrbeauftragte bekommen in der Regel ihre Korrekturzeit nicht bezahlt!
Und zum Glück gibt es auch die Studierenden, die für dieses Feedback dankbar sind. Und es sich zu Herzen nehmen. Und nicht wegen einer 3,7 vor den Prüfungsausschuss ziehen.
Links:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,687933,00.html#ref=nldt
Bildquelle:
http://www.leuphana.de/fileadmin/user_upload/header_images/Default/square/start_mitte.jpg