Dienstag, 19. Oktober 2010

Stuttgart 21. Endlich umsetzen, was New York vor 100 Jahren vorgemacht hat.

Eigentlich sollte ich mich schon länger dazu geäußert haben. Die Debatte um Stuttgart 21 tobt, aber vor allem die Bürger toben.
Erstaunlich, dass sie das jetzt erst tun, denn das Projekt ist ja nicht gerade neu. Tatsächlich ist es so alt, dass es schon 1996 in Tübingen im studentischen Debattierclub "Debatte" Thema war. (Damals hörte ich zum ersten Mal davon.) Ungefähr genauso lange (gefühlt) gab es eine Ausstellung zu den Plänen im Turm des Bonatz-Bahnhofs in Stuttgart - die Pläne wurden nicht verschwiegen, aber Aufruhr gab es erst, als sie dann -- endlich! -- umgesetzt werden sollten.

Und natürlich ist es skandalös, wenn Schülern und Rentnern und Bürgern, die bloß von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machen, mit Tränengas und Knüppeln begegnet wird - die Eskalation ist völlig unentschuldbar.

Aber viel skandalöser ist es, wenn mit fadenscheinigen und uninformierten Argumenten der Umbau verhindert werden soll. Möglich, dass im Detail noch viel zu verbessern wäre. Aber das stellt m. E. keineswegs das Projekt selbst in Frage. Man hat das Gefühl, hier protestieren die gleichen Leute, die 1835 schon in Fürth "dagegen" waren - damals allerdings mit viel berechtigteren Ängsten vor der neuen Technik.

Stuttgart 21 hat eine viel größere Dimension als den Baulärm, den es rund um den Schloßpark in den nächsten 10 Jahren geben wird. Es geht um ein europaweites Schienensystem. Vielleicht werden bis Ulm oder München "nur" elf Minuten eingespart --- aber von Madrid bis Budapest läppert sich das zusammen.

Von den immensen -notwendigen - Chancen für die Stuttgarter Innenstadt-Entwicklung wollen wir gar nicht sprechen. Ich bin weit davon entfernt, Stuttgart mit New York zu vergleichen - aber wenn Grand Central Station 1903-13 nicht elektrifiziert und untertunnelt worden wäre, gäbe es heute keine Park Avenue. Dass dabei die Bahnschuppen des jetzigen Kopfbahnhofs - dessen eindrucksvolle und denkmalgeschützte Wandelhalle und Turm ja im Übrigen erhalten bleiben - abgerissen wird, wird in 20 Jahren niemand mehr bedauern.

Werden die Kosten eingehalten werden? Wahrscheinlich nicht. Dennoch hinkt der Vergleich zum Beispiel mit der Elbphilarmonie. Während bei letzerer eine Kostenexplosion zwar zu weltweit einmaliger Akustik führt, profitieren davon nur wenige (konzertbegeisterte, musikverständige) Menschen. Selbst wenn Stuttgart 21 teuerer wird - was nach Erfahrungswerten wahrscheinlich ist - so ist das wohlinvestiertes Geld: in die Infrastruktur (regional, national, international), in die Innenstadtentwicklung, in die Ökologie und in die regionale Wirtschaft. 

Wenn Stuttgart als eine der wenigen deutschen Regionalmetropolen auch weiterhin wachsen soll, dann müssen jetzt die Weichen gestellt werden. Das mag im Moment unangenehm sein. Aber da muss man durch - ich glaube, dass es sich lohnt.

Weitere, exzellente Argumente pro Stuttgart 21 in der Faz und anderswo, z. B. auch auf The European.

Link:
http://grandcentralterminal.com/info/grandcentralterminal.cfm
http://www.faz.net/s/Rub0F6C1ACA6E6643119477C00AAEDD6BD6/Doc~EFACC66319B9846E0BBD645B357EADCEB~ATpl~Ecommon~Scontent.html
http://www.theeuropean.de/wolfgang-dietrich/4521-stuttgart-21-muss-realisiert-werden

Zuletzt ging es um den Stuttgarter Hauptbahnhof in diesem Beitrag: was macht Ihr denn so über Ostern?

Samstag, 2. Oktober 2010

Draußen, vor dem Fenster...

laufen vermummte Gestalten die Straße entlang und rufen:

 "Nie wieder Deutschland!"
und

"Deutschland. Nation. Kapital. Scheiße!"
und
andere Dinge, die man in einer Demokratie laut und deutlich sagen darf.
Über die gewünschte Alternative sagen sie nicht viel, zumindest nichts, was ich so schnell verstehen kann. "Nie wieder Deutschland" - das zum Beispiel erklärt nicht, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen... Angliederung an Frankreich? Freistaat Bremen? Wohl kaum.

Und die jungen Leute, ausnahmslos mit schwarzen Kapuzenpullis uniformiert, würde man auch alle gerne mal in die Normannestraße nach Berlin schicken, oder nach Kuba, oder in eine Kolchose in Nord Korea, wo sie sich angucken können, wohin das führt mit dem real existierenden Sozialismus/Kommunismus.
Da sind die Uniformen auch gleich viel fescher...

Bis dahin sage ich: Happy Einheit, liebes Deutschland!
Gut gemacht - auch wenn es noch viel zu tun gibt....


Links:
http://www.stasimuseum.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Kommunistische_Partei_Kubas
http://de.wikipedia.org/wiki/Nordkorea
http://www.bremen.de/tag_der_deutschen_einheit/

Zuletzt habe ich aus dem Fenster geschaut: Bremer Karneval. Land unter!