Donnerstag, 13. Oktober 2011

Donnerstag, 23. Juni 2011

Good News!

jaja, ich weiß, ich weiß:
der Interviewer ist so leise, er ist fast unverständlich,
und das Interview ist erschreckend lang (ca. 30 Minuten)


http://livestre.am/PGgM

aber gute Nachrichten sind gute Nachrichten.
Und ein geplantes American Gods Teil 2 ist eine gute Nachricht.
Und *so wie das hier angedeutet ist* wäre auch eine Verfilmung von American Gods eine gute Nachricht.
Wen interessiert schon Neil's Bart?

Zurück nach Limoges...

Samstag, 4. Juni 2011

Wer nicht selbst schreibt, muss schreiben lassen...

... und da ich die Doktorarbeit ja selbst schreiben will, muss, und seit Anfang Mai auch endlich darf (dank einer Beurlaubung zu eben diesem Zwecke), liegt dieser Blog, wie Ihr gemerkt habt, ein bisschen brach. Es geht zur Zeit nämlich nur entweder -- oder. Und da die Diss gerade fluppt, wäre es doch schade, die Energie hierhin abzuleiten, nicht wahr?
(Die Betonung lag auf "zur Zeit". Das kann sich natürlich alles schnell wieder ändern... wenn ja, erfahrt Ihr es natürlich als Erste!)

Damit sich niemand, der hier versehentlich noch nach Updates und neueren Beiträgen sucht, langweilen muss, gibt es heute, ganz passend, einen hübschen Beitrag zur Bildungspolitik von Wolf Lotter, aus der heißgeliebten brandeins (5/2008).
http://www.brandeins.de/typo3temp/pics/1ae18029f5.jpg

Und zwar hier.
Nicht ganz neu, aber auch noch nicht veraltet. Viel Spaß!

Links:
http://www.brandeins.de/uploads/tx_brandeinsmagazine/060_b1_05_08_schwerpeinleitung.pdf

Mittwoch, 23. Februar 2011

Causa Guttenberg 3. Guttenplag kann nicht die Lösung sein.

In einem Schreibworkshop zur Hausarbeit, den die Leuphana für die Erstsemester angeboten hat, sagte ein Student: "ja aber  ich darf ja gar keine eigene Meinung äußern. ich muss ja alles zitieren!"
Hier kann man sehen, wie ein Student das Prinzip wissenschaftlichen Arbeitens grundlegend mißverstanden hat.
Studierende sollen natürlich ihre eigene Meinung äußern. Aber nicht als diffuses Bauchgefühl, sondern wohlinformiert über den bestehenden Diskurs, und wohlbegründet unter Berücksichtigung bereits vorgebrachter Argumente.Um zu zeigen, dass man den Diskurs kennt, zitiert man ihn. Um dem weniger im Diskurs verhafteten Leser (und das sind im Falle eines Doktoranden alle außer ihm, inklusive Betreuer!) den Diskursverlauf nachvollziehbar zu machen, setzt man Belegverweise. Man knüpft sich ein in ein Netz aus Querverweisen. Und natürlich bewertet man sie auch, auf Grundlage der bekannten Fakten. Das ist schon Wissenschaft.


Hier kann man aber auch sehen, wie m. E. auch die Aktion Guttenplag etwas grundlegend mißverstanden hat. Um den Diskurs wiederzugeben, muss man ihn zitieren. Dass man dabei zum Teil auf Formulierungen stößt, die besser sind, als die eigenen, bleibt nicht aus. Aber tatsächlich ist es nicht unbedingt nötig, etwas "Neues" zu erfinden. Oder sagen wir lieber so: "neu" ist eben manchmal auch die Zusammenstellung bekannter Argumente und Tatsachen in einem ungewöhnlichen Kontext, oder unter einer neuen Fragestellung, oder mit einer neuen Bewertung unter Einbeziehung der bisher nicht berücksichtigten Komponente X. Es geht nicht um die Erschaffung von ETWAS aus NICHTS. Manchmal ist es schon eine promotionswürdige wissenschaftliche Leistung, überhaupt unterschiedliche Gesprächsfragmente zu einem Diskurs zusammenzufügen.
Guttenplag zeigt deutlich und klar, dass Herr zu Guttenberg mehr "Zitatepatchwork" betrieben hat, als für eine eigenständige wissenschaftliche Arbeit in Ordnung wäre. Daran herrscht kein Zweifel, nicht einmal mehr beim Autor. Es ist gut, dass er diese Fehler endlich eingesehen und eingeräumt hat. Es ist völlig richtig, dass er daraufhin den Doktortitel zurückgegeben hat. Wer so schlampig arbeitet, hat den Titel nicht verdient. Es ist ebenfalls richtig, dass die Affäre damit noch nicht beendet ist.


Ich habe übrigens den Verdacht, dass diese handwerklichen Mängel mit der gängigen Ausbildungspraxis der juristischen Fakultäten zusammenhängt, aber das wäre nur eine Erklärung, keine Entschuldigung. (Die Tatsache, dass besagte handwerkliche Mängel den Prüfern nicht aufgefallen sind, ist allerdings ein Indiz dafür, dass in diesem Fachbereich der Schwerpunkt nicht auf der Vermittlung und Wertschätzung handwerklicher Grundlagen liegt. Aber das ist Spekulation.)

Guttenplag wirft zu Guttenberg allerdings auch vor, eine noch kriminellere Form des Plagiats betrieben zu haben, bei der

The writer properly cites all sources, paraphrasing and using quotations appropriately. The catch? The manuscript contains almost no original work! It is sometimes difficult to spot this form of plagiarism because it looks like any other well-researched document. 
Diese Anschuldigung kann nur der Prüfungsausschuss, bzw. ein Gremium ausgewiesener Fachleute beurteilen. Prof. Fischer-Lescano, der die Affäre losgetreten hat, gehört dazu. Eine Horde anonymer Blogger, die sich zur fröhlichen Ministerjagd versammelt haben,  aber nicht.Viele der solcherart angezeigten Plagiatsstellen sind nämlich wahrscheinlich keine.
Und eine Ministerjagd ist es, leider: das zeigt der Name "Guttenplag" - warum nicht "Ministerplag"?  Wäre doch schön, wenn jetzt alle promovierten Volksvertreter/innen  -- und wenn wir schon dabei sind: alle promovierten Wirtschaftslenker/innen in Entscheidungspositionen -- mit Hilfe der vielberufenen Schwarmintelligenz  überprüft würden. Klappt nicht? Interessiert keinen?
Eben.
Drum.
Schade eigentlich.

Dienstag, 22. Februar 2011

Causa Guttenberg 2. Wissenschaftliches Fehlverhalten steckt häufig im System.

Ich habe natürlich gut reden.
Was den Umgang mit Fußnoten und Quellenbelegen angeht, haben wir Geisteswissenschaftler - oft so viel geschmäht - den Naturwissenschaften und solchen Disziplinen wie BWL, Jura oder Ingenieurwissenschaften einiges voraus.

Als ich damals meine Magisterarbeit in einer angesehenen Zeitschrift veröffentlichen konnte, erzählte ich mit stolzgeschwellter Brust einem Freund davon. Der Freund, ein Biologe, sagte:
"Wie - unter deinem eigenen Namen?"
 Clash of cultures, in dem Fall: Fachkulturen. Offenbar, so wurde mir erklärt, waren eigenständige Publikationen für Biologen VOR der Promotion gar nicht möglich. Man arbeitete für die Diss in einer Forschungsgruppe. Die Forschungsgruppe untersteht einem Post-Doc oder Prof. Da dieser offensichtlich die Anweisungen gibt, was man zu erforschen habe (wer sonst?), kann der Forschungsinput ja nicht vom Doktoranden kommen, ergo steht sein Name auch nicht auf dem Paper, und wenn, dann maximal als Co-Autor. (Über das weitverbreitete System der Ehrenautorschaft möchte ich gar nicht reden...)
So wurde mir das damals erklärt.
Für mich roch diese - offenbar gängige - Praxis nach Plagiat.
Vielleicht dürfen Nachwuchswissenschaftler in den Geisteswissenschaften aber auch tatsächlich viel früher viel selbständiger forschen?
Oder vielleicht ist unser gesamtes Studium (mein Erfahrungshintergrund ist natürlich das alte Magisterstudium) von Anfang an auf selbständiges Forschen angelegt?

Wir müssen nämlich während des Studiums Hausarbeiten schreiben. Und beim Hausarbeiten schreiben lernt man das, vom ersten Semester an.
Wer sein ganzes Studium hingegen nur Klausurwissen paukt, ist auf forschendes Arbeiten und forschendes Publizieren nicht wirklich vorbereitet. Dementsprechend entstehen dann grundlegende Probleme bei den Abschlussprüfungen, die ja fast überall aus solchen selbständig recherchierten Arbeiten bestehen: Diplomarbeit, Magisterarbeit, Bachelorarbeit - überall wird plötzlich all das vorausgesetzt, was so ein Ingenieur oder BWLer während des Studiums gar nicht oder kaum eingeübt hat.

Den Prüfern bleiben zwei Möglichkeiten:

a) sie senken die Ansprüche an die Einhaltung allgemeiner Zitiergewohnheiten - die meisten Ingenieure, BWLer und Juristen gehen ja auch gar nicht in die Forschung, wollen gar nicht akademisch arbeiten

b) sie ändern ihre Prüfungsmodalitäten dergestalt, dass auch in den genannten Massenstudiengängen Studierenden Grundkenntnisse wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt werden können, d. h. zumindest einige der standardisierten Klausuren durch korrekturintensive Hausarbeiten ersetzt werden.

c) sie ändern die Abschlussprüfung, so dass (auf Bachelorebene) Klausuren geschrieben werden - und die Studierenden in der eingeübten Prüfungsform geprüft werden.

Mein Verdacht ist, dass Lösung a) häufiger vorkommt.


Meine Sorge ist leider auch, dass Lehrende, die es im Studium selbst nicht richtig gelernt haben (gerade bei den Ingenieuren wird eine Herkunft aus der "Praxis" ja als Gütesiegel betrachtet), ordentliches Zitieren gar nicht vermitteln können.
Diese Sorge stammt übrigens auch meiner Erfahrung mit geisteswissenschaftlichen Lehrkräften aller möglichen Fachrichtung, die die Grundlagen so verinnerlicht haben, dass sie sich nicht mehr entsinnen können, wie schwierig das war.
Das ist nämlich schwierig.
Und anstrengend.
Und braucht Zeit, die man auf interessantere, inhaltliche,  fachliche Diskussionen verwenden könnte.

Aber was nützt das Klettern in fachliche Gipfel, wenn die Seminarteilnehmer alle nicht begriffen haben, wozu sie die Sherpas anerkannter Autoritäten dabei haben, und wie sie die  Seile und Karabinerhaken wissenschaftlicher Zitation bedienen? Natürlich KANN man auch ohne diese auf den Gipfel der Erkenntnis gelangen. Ist aber selten. Und gefährlich. Und man kann abstürzen.
quod erat demonstrandum.

Montag, 21. Februar 2011

Die Causa Guttenberg. Einige allgemeine Sätze über akademische Ethik.

Wer diesen Blog schon länger liest, weiß, bei aller Anonymität, dass die Autorin zum einen schon länger an ihrer Doktorarbeit schreibt und zum anderen an einer kleinen Universität arbeitet. Der Rummel um Karl Theodor zu Guttenbergs möglicherweise plagiierte Dissertation und alle Implikationen, die sich daraus ergeben interessiert mich daher sowohl privat als auch beruflich. Dies betrifft ganz verschiedene Aspekte der Debatte:
– ganz konkret: zu Guttenbergs Anspruch auf einen akademischen Titel (und daraus abgeleitet für seine (politische) Glaubwürdigkeit)
- etwas allgemeiner: die Rückschlüsse auf die akademische Kultur in Deutschland, und wie sie sich zu Fragen akademischer Ethik verhält

Wie klar und eindeutig der Fall Guttenberg wirklich ist, dazu möchte ich mich an dieser Stelle (noch) nicht äußern. Zuerst einmal möchte ich mich etwas genauer über die konkreten Anschuldigungen informieren. Ich möchte erst einmal einige der im wiki Guttenplag (http://de.guttenplag.wikia.com) gefundenen Stellen lesen, bevor ich etwas dazu sage oder schreibe. Da die Seite schon sehr umfangreich ist, brauche ich dazu etwas mehr Zeit und Muße. Die endgültige Beurteilung der Vorwürfe liegt ohnehin bei der Universität Bayreuth, die den Titel verliehen hat. Sollten sie die Vorwürfe einräumen müssen, fiele auch auf sie, bzw. die Betreuer und Gutachter ein schlechtes Licht. Mit der Aufgabe des Titels durch Herrn zu Guttenberg ist die Sache jedoch keineswegs erledigt. Der Fall wirft schließlich ein Schlaglicht auf die deutsche Wissenschaftspraxis. Wir Akademiker müssen uns nun alle die Frage stellen (und die Frage gefallen lassen), wie denn die gängige Praxis bei der Verleihung von Doktorgraden abläuft. Und hier liegt doch auch schon eines der Probleme:

Es gibt doch eigentlich nicht wirklich eine gängige Praxis.

So einfach, wie sich mir die zur Zeit geführte öffentliche Debatte darstellt, ist die Sache nämlich leider nicht. Schon der reine Tatbestand dessen, was ein Plagiat darstellt, ist ziemlich umstritten. Außerdem legen die verschiedenen Fachbereiche an deutschen Universitäten höchst unterschiedliche Maßstäbe an, zum Teil aus gewissen akademischen Traditionen heraus. Dazu kommt, dass grundlegende Kenntnisse wissenschaftlichen Arbeitens (vor allem in der Königsdisziplin „Belegen und Zitieren“) je nach Dozent, Lehrstuhl, Fachbereich oder Universität nicht mit der gleichen Sorgfalt vermittelt werden – und dann gegebenenfalls nach einigen Generationen dermaßen schlampiger Ausbildung auch nicht mehr vermittelt werden kann.

Beginnen wir mit der Definition eines Plagiats, wobei ich mich hier auf das akademische, wissenschaftliche Plagiat im Kontext der deutschen Wissenschaftslandschaft beschränken möchte. Ausschlaggebendes, sozusagen „gesetzgebendes Gremium“ scheint mir die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) zu sein. Diese hielt es interessanterweise erst vor vergleichsweise wenigen Jahren für nötig, überhaupt verbindlich definierte Regeln einzufordern. Immerhin: am 6. Juli 1998 empfahl die HRK allen Hochschulen, verbindliche Regeln zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis zu formulieren, bei begründetem Verdacht wissenschaftlichem Fehlverhalten konsequent nachzugehen und es gegebenenfalls juristisch zu ahnden. Sie definiert:
“Wissenschaftliches Fehlverhalten liegt vor, wenn in einem wissenschaftserheblichen Zusammenhang bewusst oder grob fahrlässig Falschangaben gemacht werden, geistiges Eigentum anderer verletzt oder sonst wie deren Forschungstätigkeit beeinträchtigt wird.“
Zur Verletzung geistigen Eigentums zählt sie insbesondere „in Bezug auf ein von einem anderen geschaffenes urheberrechtlich geschütztes Werk oder von anderen stammende wesentliche wissenschaftliche Erkenntnisse, Hypothesen, Lehren oder Forschungsansätze:
■■ die unbefugte Verwertung unter Anmaßung der Autorschaft (Plagiat)
■■ die Ausbeutung von Forschungsansätzen und Ideen, insbesondere als Gutachter (Ideendiebstahl)
■■ die Anmaßung oder unbegründete Annahme wissenschaftlicher Autor- oder Mitautorschaft
■■ die Verfälschung des Inhalts
■■ die unbefugte Veröffentlichung und das unbefugte Zugänglichmachen gegenüber Dritten, solange das Werk, die Erkenntnis, die Hypothese, die Lehre oder der Forschungsansatz noch nicht veröffentlicht sind“
Inwieweit einer dieser Vorwürfe auf die Dissertation von Herrn zu Guttenberg zutrifft, möchte ich an dieser Stelle gar nicht bewerten. Wichtig ist jedoch festzuhalten, dass Unwissenheit (wie es „richtig“ geht) nicht vor einem Plagiatsvorwurf schützt. Sollte KTzG also „nur“ fahrlässig gehandelt haben, also bspw. die Fußnoten an die falsche Stelle gesetzt, oder ein-zwei Mal vergessen haben, so wie er es bereits eingeräumt hat, wäre der Plagiatsvorwurf bereits begründet. (Eine offizielle Pressemitteilung des Verteidigungsministeriums gibt es scheinbar zurzeit noch nicht. Angesichts des „laufenden Verfahrens“ an der (indirekt mitangeklagten) Universität Bayreuth ist das m. E. auch nachvollziehbar.)

Allerdings fällt mir doch auf, dass die Vorwürfe, die erhoben werden, vielfach genauso ungenau sind, wie es offenbar die Zitierweise des Verteidigungsministers war. Eine schlampige Arbeitsweise (in einer mit „summa cum laude“ bewerteten Arbeit noch dazu!) ist wahrlich schlimm genug, und kann, ja muss! zur Aberkennung des Titels (bzw. wie hier geschehen: zur Aufgabe des Titels) führen. Die Doktorarbeit dient schließlich als Prüfung dem Nachweis, dass man die Spielregeln des wissenschaftlichen Arbeitens beherrscht und beherzigt. Sorgfalt, Präzision und Transparenz sind hier nicht einfach nur wünschenswerte Tugenden, sie sind die zugrunde liegende Voraussetzung einer jeglichen wissenschaftlichen Erkenntnis.
Dennoch ist es noch einmal ein substantiell schlimmerer Vorwurf zu unterstellen, zu Guttenberg habe einen Ghostwriter engagiert, also eine völlig fremde Arbeit als seine eigene ausgegeben – wie mehrfach geschehen, teils als Hoax-Meldung, teils durch die häufige Aussage, er habe die Arbeit „nicht selbst geschrieben“.
Dies scheint mir nach meinem bisherigen Kenntnisstand nun wirklich nicht passiert zu sein.

Und auch die Verwendung fremder Formulierungen allein ist – entgegen der Auffassung des Guttenplag-Initiators – eben noch kein Plagiat, solange die Quelle angegeben ist. Eigene, strengere Kriterien als die wissenschaftlich üblichen anzuwenden, ist daher, sagen wir, „wenig hilfreich“. Die Beurteilung solcher korrekt zitierter Stellen im Rahmen der eigenständigen Thesen der Doktorarbeit obliegt hingegen allein den Betreuern der Arbeit und anderen, inhaltlich einschlägig informierten Fachleuten.

(Kontext: Auf Guttenplag heißt es bei den FAQs zur Frage: "Bei einem der angeblichen Plagiate ist die Quelle in einer Fußnote angegeben/im Literaturverzeichnis aufgeführt. Ist das fair?Edit Bei einem der angeblichen Plagiate ist die Quelle in einer Fußnote angegeben/im Literaturverzeichnis aufgeführt. Ist das fair? section

Ein Plagiat wird nicht zulässig, nur weil eine Fußnote oder das Literaturverzeichnis auf die Quelle verweist. (Siehe auch [1], Abschnitt "Plagiarism - Sources Are Cited") Zweck einer Dissertation ist es, Neues herauszufinden und eine eigene Position zu vertreten. Die Verwendung fremder Literatur hat immer im Zusammenhang mit diesem Zweck zu geschehen. Das kann etwa kritische Bezugnahme darauf, Fortentwicklung dort vertretener Gedanken, Anwendung dortiger Ideen auf eigene Gedanken (oder umgekehrt) sein. Geschieht sie jedoch nur zum Zweck, sich fremde Gedanken zu eigen zu machen, um keine eigenen entwickeln zu müssen, so sprechen wir von einem Plagiat – egal, ob die Quelle irgendwo angegeben ist oder nicht."

Ein weites Feld, und noch viel zu sagen. Für heute muss ich aber leider aufhören. Ich versuche, in den nächsten Tagen mehr dazu zu schreiben.

Links:
http://de.guttenplag.wikia.com/
http://www.hrk.de/de/beschluesse/109_422.php
http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/presse/pressemitteilungen/archiv_2011?yw_contentURL=/C1256F1200608B1B/W28C6C4E151INFODE/content.jsp
http://www.netzpolitik.org/2011/fake-pm-weist-zu-guttenberg-kommerziellen-ghostwriter-nach/
http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/FAQ

Montag, 17. Januar 2011

Das verflixte Siebte Jahr.

Volle Sechs Jahre sind vergangen, und die Doktorarbeit ist immer noch nicht fertig.
(Mal abgesehen von den Vorbereitungen, wie Themensuche, Betreuersuche, Exposé schreiben etc, dann könnte man noch einmal 18 Monate draufschlagen.)

Challenges. I expected times like this - but I never thought
they'd be so bad, so long, and so frequent.

Zuerst lief alles ganz gut. Dem Exposé lag ein Zeitplan bei, ausgerichtet auf drei Jahre. (Natürlich frei erfunden.) Am 1. Januar 2005 habe ich in Berlin mein Stipendium im Graduiertenkolleg angetreten. Wie es auslief, ohne dass die Arbeit fertig war, wie ich seit nunmehr fast drei Jahren "nebenher" an der Universität Lüneburg arbeite - oder vielmehr: arbeite, und nebenher die Diss schreibe, das habt Ihr in diesem Blog immer wieder mitverfolgen können.


In letzter Zeit stand hier nicht mehr sehr viel über neue Fortschritte. Genau genommen stand hier überhaupt nicht mehr viel. Im März hatte ich ein (sehr langwieriges, komplexes) Kapitel eingereicht. Im Mai habe ich mich ans nächste Kapitel gemacht. Dann kam wieder der Job dazwischen. Im August wollte ich -während meines Urlaubs - mit der relevanten Literatur weiterkommen, hatte aber im Juli soviel berruflich zu tun, dass ich die zu sichtenden Bücher weder recherchiert noch bestellt hatte. Seit September liegen mir einige Aufsätze vor, und seit September ruht auch die Arbeit an der Diss - ein sehr wichtiges anderes Projekt war mir in meiner "Freizeit" dazwischengekommen.

Do it later. The Early Worm is for the Birds.
Das ist nun aber alles vorbei und für das neue Jahr habe ich nur einen wirklichen Vorsatz:
Fertig werden!

Fertig werden ist ein Wert an sich, und er ist deutlich wichtiger und höher zu bewerten als die Qualität der wissenschaftlichen Prosa, die Breite und Repräsentativität (?) der Feldstudien, ja sogar wichtiger als die Tiefe der analytischen Untersuchung.
Denn nur wer fertig wird - und sei es mit einem verachtenswerten "rite" - wird geprüft, und darf seinen Titel führen. Wer nicht fertig wird, ist nichts und wird auch nichts (in der Wissenschaft). Macht nichts?


 Nee, macht an sich nichts - die Wissenschaft ist ohnehin ein korruptes sehr spezielles Berufsfeld (aber auch toll, natürlich). In jedem anderen Beruf (inklusive Hausfrau und Mutter) fragt niemand nach Note oder Inhalt der Doktorarbeit. Nie.

Die Frage ist jetzt natürlich: wie wird man fertig? Wie immer: jede große Reise beginnt mit einem kleinen Schritt. In diesem Fall: drei Schritten:
  • Schritt Eins
habe ich schon erledigt, in den letzten Wochen und Monaten: ich habe mich mit Verstand UND Herz (schwieriger) von meinem ursprünglichen Konzept verabschiedet. Zu viel, zu komplex, zu umfangreich, zu viele Vergleichstudien. Das schaffe ich nicht, und ich MUSS das auch gar nicht schaffen -- denn vieles was ich sagen möchte ist schon nach einer Analyse gezeigt, Vergleiche wären nur "mehr vom Selben, bloß anders"... interessant, aber nicht wichtig.

ist schon schwieriger: es geht darum, genügend Motivation und/oder externe Verpflichtung in Form von Deadlines, Kolloquien etc aufzubieten, um dem Endspurt durchhalten zu können.



Motivation. If a pretty poster and a cute saying are all it takes to motivate you,
you probably have a very easy job. The kind robots will be doing soon.
 

Hier bin ich auf einem guten Weg: schon in einer Woche muss ich im Doktoranden-Kolloquium des geschätzten Betreuers präsentieren (zuletzt war ich da im November 2007...) Was ich da erzählen soll? Keine Ahnung! Aber dafür sind Deadlines ja gut. Im März ist außerdem Kunsthysterikertag in Würzburg. Da gibt's zwar auch nichts zu meinem Thema, aber schon beim letzten Mal in Marburg hat der halbe Tag Forschungsluft ordentlich Schwung in die Sache gebracht. Außerdem kann man da Freunde treffen und Strategien aushecken. Und natürlich mit Verlagen anbandeln... Bis März bin ich also versorgt.
  • Schritt Drei
hängt mit Zwei zusammen - denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg - und zwar geht es um ausreichend Zeit UND AUCH Kraft/Energie. Hier habe ich die bedrückende Erfahrung gemacht, dass ich neben meinem Beruf die Dissertation oft - zu oft - hinten angestellt habe.
Das eine wird bezahlt, das andere nicht;
Get to Work. You aren't being paid to believe in the power of your dreams.

beim einen bin ich Kollegen (und Studierendem und einem Semesterzeitplan) verpflichtet, beim anderen nur mir selbst... Nach einer durchschnittlichen 28 h/Woche, in drei Wochentagen absolviert, brauche ich sowohl den jeweiligen Feierabend als auch mein Wochenende zur Regeneration, und an den eigentlich freien Tagen prüfe ich dennoch die E-Mails, beantworte Fragen und betreue Lehrende und TutorInnen - da gehen oft mehrere Stunden für drauf. Problem: die Arbeit macht mir ja Spaß, und der "Nutzen" ist sofort sichtbar - im persönlichen Kontakt, und auch in Form taktiler Beweise (Briefe, Aktenordner, interne Publikationen). Das ist viel befriedigender als ein Doktortitel in weiter Ferne...

 Zu dieser Form des Multi-Taskings (zwei parallele Jobs plus Privatleben) tauge ich offenbar nur bedingt. Allerdings läuft demnächst der zweite Zeitvertrag aus, aber die nächste "Karrierestufe" bleibt mir ohne die Diss versperrt. Will ich beruflich weiterkommen (egal wo, egal was), so muss ich fertig werden, und zwar bald, soviel ist klar.


vision, determination, and an endless supply of expendable labor.


Ob mein Zeitmanagement in diesem Jahr, ohne besagtes persönliches Großprojekt aus 2010, nun besser wird, sehe ich dann ab übermorgen - denn da geht's ja wieder los. Wird die Motivation aus Schritt Zwei reichen?

Inspiration. Genius is 1 percent inspiration and 99% perspiration,
Jetzt werde ich sie jedenfalls erst einmal in meine Präsentation für nächste Woche umlenken. Ich versuche mich gerade an einer To-Do-Mindmap mit Prezi... Gambarimas!

Links:
alle Bilder: http://www.despair.com/
http://de.wikipedia.org/wiki/Promotion_(Doktor)#Deutschland
http://www.kunsthistoriker.org/1166.html

Über Planungen für  meine Diss wahrscheinlich hier (oha!): Feinschliff. Kapitel 5 und auch sonst.
Über Prezi hier: PowerPoint ist tot - Es lebe Prezi? Einige Überlegungen für und wider.
Über gute Vorsätze zuletzt hier: Lauter gute Vorsätze.
Über Berufsaussichten in der Wissenschaft  zuletzt hier: Templiner Manifest - hier lang zur Unterschrift.
Über den Deutschen Kunsthistorikertag hier: Kanon ist, wenn alle dasselbe singen nur nicht gleichzeitig.